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DANIELE LOMBARDI – MAZES Diese CD präsentiert eine Anthologie von Werken für Flöte, die Daniele Lombardi zwischen 1972 und 2003 komponiert hat. Der Titel MAZES (Irrgärten, Labyrinthe) bildet dabei den roten Faden, der alle Stücke verbindet. Im mittelalterlichen Britannien waren die Rasenlabyrinthe schließlich beliebte Unterhaltungsorte: geschwungene, bekannte Labyrinthe nachbildende Wege, die in Rasenflächen eingeschnitten waren und in der Nähe beliebter Spiel- und Versammlungsplätze lagen. Nach Marcel Brion steht das Labyrinth für die Verbindung verschiedener eng verwobener Themenstränge, in welchen der Pilger hoffnungslos gefangen scheint, aber der offene, sich spiralförmig entfaltende Weg nach langer und anstrengender Reise in unbeugsamer Geduld Erlösung erhoffen lässt, wenn schließlich das Zentrum des Labyrinths erreicht ist. In den 1960er Jahren haben Earle Brown und John Cage bereits eine theoretische Metapher dafür entwickelt. Sie definiert den interpretatorischen Raum und sieht die graphische Notation als eine unveränderliche Vorlage, die visuell autonom und separat von den veränderlichen zeitlichen Wegen der Klänge ist. Daniele Lombardis musikalisches Labyrinth konfrontiert den Musiker mit solch einem Weg, lässt ihm aber Bewegungsfreiheit, um sich im Spannungsfeld zwischen Zufall und Willensfreiheit zu bewegen – zwischen präziser Notation und Anweisungen, die frei interpretierbar sind: der Künstler wird also gleichzeitig Improvisator und Co-Komponist. Konsequenterweise führt die Beachtung dieser Poetik, die eine Dualität der Aufführung aus festgelegten und freien Elementen schafft und unterstützt, zu einer völlig neuen Semantik. Der Klang wird somit zur Synthese aus definierten und nicht definierten Strukturen. Werke wie MIZ MAZE (1994), IL SOFFIO (1984), RONDELLUS (1995) und L’ARIA CEDEVOLE (1993) haben eine in traditioneller Weise notierte Partitur, die den Künstler mit detaillierten Hinweisen und Anweisungen ausstattet. MIZ MAZE, ein Stück für Flöte, Piccolo und Bassflöte, ist auf der Basis des Plans von Caerdroia gestaltet (eine verbreitete Labyrinth-Form, welche die Umrisse von Troja symbolisiert). Dazu schreibt Daniele Lombardi: »Im Gegensatz zu der weiter verbreiteten runden Labyrinth-Form bedurfte MIZ MAZE einer quadratischen Anlage, um den linearen Segmenten des Pentagramms gerecht zu werden«. Das Stück ist Sir John Hawkwood gewidmet, dem Söldner, der auf Paolo Uccellos berühmten Fresko in der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz zu sehen ist und an dessen sechshundertsten Todestag es erinnert. »Das Flötenstück IL SOFFIO (1984) wurde für eine Aufführung von Pirandellos gleichnamiger Kurzgeschichte geschrieben: je ein Monolog für Schauspieler und Flöte. Die Struktur ist flexibel und das Thema hinlänglich formbar, so dass der Interpret es jedes Mal nach seinen Wünschen spielen kann.« (Daniele Lombardi) Die drei GRAPHODIE für Altflöte (1972), Flöte (1974) und Piccolo (1975) sowie CIRCONVOLUZIONE für Flöte, Bassflöte und Piccolo (1973) sind graphisch notiert und ermutigen den Ausführenden, sie frei zu interpretieren. In Letzterem ist der Interpret aufgerufen, seine eigene Kreativität und persönlichen Fähigkeiten einzubringen, während er die Noten liest und interpretiert und dem Klang »Form« gibt. Die phantasievolle Eleganz der graphischen Notation Daniele Lombardis regt die Kreativität der Interpreten an, indem sie die Möglichkeit bietet, frei und ungebunden zu fließen. Die Partituren haben keine traditionelle Notation, die verschiedenen musikalischen Parameter werden ausschließlich durch die Graphik und ihre Charakteristik vermittelt. Luisella Botteon |
Programm:
[01] THE GARDENER’S LABYRINTH 12:04 [02] MIZ MAZE 12:32 [03] IL SOFFIO 11:11 [04] RONDELLUS 02:12 [05] L’ARIA CEDEVOLE DA „L’ORA ALATA“ 03:05 [06] GRAPHODIA 1 02:45 [07] GRAPHODIA 2 04:03 [08] GRAPHODIA 3 02:48 [09] CIRCONVOLUZIONE 09:47 total time: 61:02 Roberto Fabbriciani flutes World Premiere Recordings |