Über das Album
Als Suche nach der »Freiheit im Kontext kollektiver Suppression« hat Michael Quell Günter Schwarzes Komponieren und dessen nicht nur musikalisches Verständnis, sondern weitergreifend sein Lebensmotto einmal so überaus trefflich und klug umschrieben. Knapp und präzise formuliert ist dies der Schlüssel zum Verständnis dieses Komponisten. Seinen inneren Widerstand gegen kollektivistischen Zwang konnte er nur aufrechterhalten über seinen still aber umso überzeugter gelebten tiefen Glauben, der ihm die Kraft vermittelte, »still« zu halten, Haltung zu bewahren, zeitlebens sich nicht korrumpieren zu lassen (hierin Georg Katzer ähnlich, wie auch in der Wahl seiner kompositorischen Ausdrucksmittel), aber nicht unklug einem überlegenen Gegner ins Messer zu laufen und sich damit diesem auszuliefern. Demzufolge lebt er seine Religiosität stets still, sie entfaltet sich in der Musik zurückhaltend. Sie will sich niemandem aufdrängen, und sein »Dienen«, seine immense soziale Kompetenz, die er sich im Laufe der Jahre in verschiedenen Funktionen, etwa der des Kirchenkantors oder des Hochschulprofessors, erworben hat, speist sich daraus. Auch sein Kulturverständnis, der überaus respektvolle Umgang mit andersartigen Kulturkreisen und deren künstlerischen Mitteln, prägt sein Komponieren zeitlebens.
Modi, in der Tradition von Leitmotiven stehend, generiert nach Bachscher Provenienz über Buchstaben, Intervallen zugeordnet, bilden vor einer klug disponierten illustrativen Kulisse ein musikalisch kommentierendes Kontrastmittel, vor allem in Schwarzes oratorischem Schaffen. Sein »leises« Komponieren, sein unprätentiöses Agieren, nicht nur musikalisch, korreliert mit seiner Vorliebe für Porzellanglockenspiele und Glasglockenspiele, für deren musikalische Weiterentwicklung und daraus folgende Renaissance im öffentlichen Leben er der entscheidende Promotor war.