György Kurtág, Jörg Widmann: Botschaften des verstorbenen Fräuleins R.V. Trussowa / … umdüstert …

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Artikelnummer: NEOS 10708 Kategorie:
Veröffentlicht am: Mai 15, 2007

Infotext:

Auf jeweils individuelle Art lässt sich das Komponieren von György Kurtág und Jörg Widmann als ständiger produktiver Dialog mit musikalischen Anregungen aus der Vergangenheit begreifen.

In Kurtágs Schaffen entspricht dem die große Bandbreite der verwendeten Gestaltungmittel, die sich vom traditionellen Dreiklang über kanonische Techniken bis hin zur Handhabung von Geräuschtexturen erstreckt und ihre ideale Ausprägung in der fragmenthaften Miniatur oder in dem aus Miniaturen zusammengefügten Zyklus findet.

Demgegenüber fühlt sich Widmann vielfach von den Ausdruckshaltungen der Romantik angezogen und verbindet deren Expressivität mit einer sehr persönlichen Erkundung von Klängen.

Mit den „Botschaften des verstorbenen Fräuleins R.V. Trussowa” für Sopran und Kammerensemble op. 17 (1976-80) schuf Kurtág eine Komposition, deren Texte – basierend auf Gedichten der Russin Rimma Dalos – vom Scheitern menschlicher Beziehungen sprechen. In einer ebenso grotesken wie drastischen Sprache schildern sie die Äußerungen einer Frau über Einsamkeit, Exhibitionismus und Entblößung bis an die Grenzen der Selbstachtung.

Widmann stellt dagegen die Modellierung des Klanges in den Mittelpunkt: Einzelne instrumentale Texturen mit variabler Dichte lösen einander ab und bringen dadurch einen Prozess des Ineinandergleitens verschiedener Klangqualitäten in Gang, der am Ende immer weiter ausgedünnt wird und schließlich in leise Fragmente zerfällt. Angesichts dieses auskomponierten Verlöschens lässt sich die Titelgebung mit der häufig in romantischer Literatur gebrauchten Wortbildung „umdüstert” als Hinweis auf einen existenziellen Bezugshorizont der Musik lesen.

Programm:

György Kurtág
Botschaften des verstorbenen Fräuleins R.V. Trussowa op. 17 (1976/1980)
Spieldauer: 26:33

 

21 Stücke für Sopran und Kammerorchester, basierend auf russischen Gedichten von Rimma Dalos

I. Odinoèestvo [Einsamkeit]
01. V prostranstve [In einem Raum]
02. Den‘ upal [Der Tag fiel]

II. Nemnogo erotièeskoe [Etwas Erotisches]
01. Žar [Fieber]
02. Dva spletënnych [Zwei Verflochtene]
03. Poèemu mne ne vizžat‘ svin’ej [Warum sollte ich nicht wie ein Schwein quieken]
04. Èastuška [Tschastuschka]

III. Gor’kij opyt – sladost’ i gore [Bittere Erfahrung – Süße und Kummer]
01. Ty vynul [Du nahmst das Herz]
02. Velikaja beda [Große Not]
03. Kameški [Kiesel]
04. Tonkaja igla [Die dünne Nadel]
05. Znaju, ljubimomu [Ich weiß, mein Geliebter]
06. Cvetov osennich uvjaden’e [Welken von herbstlichen Blumen]
07. V tebe svoë spasenie išèu [Ich suche in dir meine Rettung]
08. Tvoi isèeznoven’ja [Dein häufiges Verschwinden]
09. Ja bez tebja [Ich ohne dich]
10. Ljubi menja [Liebe mich]
11. Rasplata [Vergeltung]
12. Igruška [Spielzeug]
13. Zaèem ty proiznës [Warum sagtest du]
14. V livne [Im Schauer]
15. Za vsë [Für alles (Epilog)]

Claudia Barainsky, Sopran
Rüdiger Bohn, Dirigent
œnm . österreichisches ensemble für neue musik

Jörg Widmann
… umdüstert … (1999/2000)
für Kammerorchester
Spieldauer: 22:33

 

œnm . österreichisches ensemble für neue musik

gesamt: 49:14

Pressestimmen:


04.10.2008

Launched last summer by the former owner of the col legno label, NEOS is the latest arrival to disprove the notion that the classical-record industry is in its death throes. Initially released in Germany, the first batch of NEOS recordings has just arrived in Britain, and shows the same commitment to the wide range of contemporary music that has characterised col legno’s output.

Naturally enough for a German-based company, there is an emphasis on central European composers, some of whom remain little known in Britain. But this pairing of György Kurtág’s best-known work with an ensemble piece from 2000 by Jörg Widmann (born in 1973) deserves to travel farther.

Messages of the Late Miss RV Troussova, 21 settings of poems by Rimma Dalos, was the piece that cemented Kurtág’s international reputation. Its fiercely concentrated aphoristic world, obviously indebted to Schoenberg’s Pierrot Lunaire, still packs a punch, especially when sung with the dramatic panache Claudia Barainsky brings to it.

Widmann’s … umdüstert …, meanwhile, is a study in continuous textural change that uses its instrumental resources with great fluency.

Andrew Clements


11.2007


07.2007

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