Programm:
György Ligeti (1923– 2006)
Concerto for Cello and Orchestra (1966) 14:25
[01] I Viertel = 40 06:52
[02] II Lo stesso tempo 07:33
Nicolas Altstaedt, violoncello
[03] Mysteries of the Macabre for solo trumpet in C and chamber orchestra (1974-1977 / arr. 1991) 08:15
(Arr. by Elgar Howarth)
Marco Blaauw, trumpet
Concerto for Piano and Orchestra (1985–1988) 21:53
[04] I Vivace molto ritmico e preciso 03:50
[05] II Lento e deserto 05:48
[06] III Vivace cantabile 04:10
[07] IV Allegro risoluto, molto ritmico 04:33
[08] V Presto luminoso, fluido, constante, sempre molto ritmico 03:33
Alberto Rosado, piano
total playing time 44:38
PluralEnsemble
Fabián Panisello, conductor
Pressestimmen:
Februar 2015
März 2015
29.01.2015
Das PluralEnsemble unter Leitung von Fabián Pansiello präsentiert eine wunderbar leichtfüßig musizierte CD mit drei konzertanten Werken György Ligetis. György Ligetis Konzert für Violoncello und Orchester (1966) nimmt eine wichtige Stellung in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ein, gehört es doch zu den frühesten Werken der europäischen Nachkriegsavantgarde, in denen sich ein Komponist mit der Frage auseinandersetzt, wie man Virtuosität neu definieren kann, wenn nicht nur an das Soloinstrument, sondern auch an die Orchesterinstrumentalisten extrem hohe Anforderungen gestellt werden. Konsequenterweise konzipiert Ligeti ein Werk, in dem der Cellist als Solist unter anderen Solisten auftritt. Die bei NEOS erschienene Neueinspielung durch Nicolas Altstaedt und das PluralEnsemble unter Leitung von Fabián Pansiello – sie bildet den Auftakt für eine wunderbare, aber leider mit 45 Minuten Spieldauer auch recht kurze CD – macht dies genauestens erlebbar: Wie aus dem Nichts nimmt zunächst der lang gedehnte Anfangston des Solocellisten Gestalt an, bevor sich andere Instrumente – Streicher und Klarinetten – hinzugesellen und die Identität der solistischen Präsenz mit ihren Tönen sogleich verwischen. In der klaren, klanglich extrem durchsichtigen Aufnahme kann man als Hörer tief in die nachfolgenden musikalischen Prozesse eindringen: in die allmählichen Registererschließungen, die klangfarblichen Auffächerungen und Abtönungen, aber auch in das fast klanglose Umhertasten des Solisten auf dem Griffbrett, das einmal in zartes Huschen, dann aber auch in die Ansätze einer Kantilene oder in energischer artikulierte Passagen übergeht. Als Gegenstück zum Cellokonzert und dem dort realisierten musikalischen Ansatz hat das Ensemble Ligetis fünfsätziges Konzert für Klavier und Orchester (1987–88) mit dem leichtfüßig und stellenweise fast schon verspielt agierenden Solisten Alberto Rosado aufgenommen. Auf ganz andere Weise nähert sich der Komponist mit diesem Stück zwei Jahrzehnte später erneut der Konzertform: Die Klangbänder des früheren Werkes sind durch komplexe, ineinander verschachtelte polyrhythmische Gebilde ersetzt, die sich – abhängig von den jeweils beteiligten Orchesterinstrumenten – oft genug auch unterschiedlicher harmonischer Systeme bedienen und jedem einzelnen Satz eine ganz individuelle Farbe verleihen. Auch in diesem Fall wird Ligetis instrumentale Disposition durch Klarheit und dynamischen Reichtum der Aufnahme unterstrichen, wobei Rosados Spiel nie zu stark in den Vordergrund tritt, sondern immer als Teil der Gesamtheit wahrnehmbar bleibt. Zwischen diesen beiden Werken sind – sehr geschickt die musikalische Wende des Komponisten in den 1970er Jahren umkreisend – die ‚Mysteries of the Macabre‘ platziert, eine 1991 von dem Dirigenten Elgar Howarth vorgenommene und vom Komponisten autorisierte Auskoppelung dreier Arien aus der Erstfassung von Ligetis Oper ‚Le Grand Macabre‘ (1974–77). Das kurze Werk erklingt hier in der alternativen Version für Trompete und Kammerorchester und fügt sich damit auch nahtlos in das auf der CD gezeigte Panorama der konzertanten Musik. Mit Spielfreude und Perfektion bewältigt Marco Blauuw die kantig profilierten Koloraturen, deren Verläufe – wie das gesamte Stück – voller rhythmischer Raffinessen und überraschender Wendungen stecken. Im Zusammenwirken mit den gelegentlich auch sprechenden Orchestermusikern entsteht hierbei eine vor Theatralität geradezu berstende Musik, die voller irrwitziger Momente und ironischer Brechungen steckt. Nicht zuletzt dieses Stück unterstreicht daher deutlich, dass Humor und Ironie in Ligetis Schaffen einen zentralen Stellenwert hatte – eine Seltenheit im oft ansonsten eher bierernst bleibenden Neue-Musik-Betrieb.
Stefan Drees
fnac.com
09.01.2015
Trois concertos de György Ligeti qui décollent
Ce nouvel album du label NEOS commence l’année en beauté avec trois pièces concertantes de György Ligeti dirigées par le chef et compositeur hispano-argentin Fabián Panisello à la tête de sa formation le PluralEnsemble : le très court concerto pour violoncelle, Mysteries of the Macabre, pour trompette et orchestre de chambre et le concerto pour piano.
Le court concerto pour violoncelle dont Nicolas Alstaedt est ici le soliste, ne comprend que deux mouvements qui sont en fait un enchainement de 27 fragments. Un seul fragment forme le 1er mouvement, principalement basé sur une note tenue par le violoncelle. Le mouvement débute de façon à peine perceptible avec le violoncelle en solo (ne relevez pas le volume !) et va en s’amplifiant au fur et à mesure que les autres instruments se joignent au soliste. Une partie plutôt linéaire et statique en opposition avec l’agitation du mouvement suivant, qui contient les 26 autres fragments, en contrastes et en ruptures les uns avec les autres. Enfin le violoncelle reprend le leadership et „boucle la boucle“ en allant d’un pianissimo à l’extinction complète.
La pièce centrale, Mysteries of the Macabre, est tirée du Grand Macabre, unique opéra de Ligeti. Cette „suite d’opéra“ mérite néanmoins sa place entre les deux concertos. En effet, son arrangement pour soprano et orchestre par le chef Elgar Howarth peut aussi être joué en version trompette et orchestre, avec ici comme soliste le trompettiste Marco Blaauw, soliste aguerri au répertoire contemporain. Comme l’opéra, l’écriture est basée sur une multitude de collages, de citations et de clins d’œil musicaux qui donnent une impression de grand bazar loufoque, ponctuée par les interventions vocales des musiciens.
Vient enfin le concerto pour piano en huit mouvements, dont le soliste Alberto Rosado est lui aussi un grand spécialiste de la musique contemporaine, notamment en tant que membre du Pluralensemble. Au départ le concerto ne contenait que trois mouvements, mais Ligeti en ajouta par la suite cinq autres qui lui semblaient offrir une meilleure conclusion à la pièce. Les percussions y jouent un grand rôle. Si la partie de percussion est au départ écrite pour un seul instrumentiste, Ligeti lui-même recommande de la confier à deux voire trois percussionnistes, en raison de sa grande complexité. Cette pièce est également très exigeante pour le soliste qui doit lui aussi faire preuve d’une grande maitrise rythmique et d’une grande virtuosité. Tout à fait typique d’un certain mode d’écriture de Ligeti, ce concerto fait souvent intervenir la technique du collage (citations, cellules musicales, rythmes). La forme finale est ainsi basée sur une multitude de structures rythmiques pas toujours perceptibles à l’écoute. Selon Ligeti, si la pièce est bien jouée, elle doit „décoller comme un avion“. Et de mon point de vue ça décolle parfaitement avec cette version !
Tous les protagonistes de l’album arrivent à tenir une grande rigueur d’interprétation qui leur permet de bien transmettre à l’auditeur la complexité des compositions mais cela n’entrave aucunement leur engagement et leur enthousiasme tout à fait perceptible dans ces œuvres qui dégagent une incroyable énergie.
KLEINER QUERSCHNITT
Ein recht kurzes, aber sinnig komponiertes Querschnitt-Programm mit Werken von György Ligeti (1923-2006): Das zweiteilige Cellokonzert (1966) steht gleichsam zwischen der zartschwebenden, ätherischen Mikropolyphonie des epochalen Orchsterwerks Atmospheres und der expressiven, humorvoll-grotesken Gestik, die sich z. B. in den Aventures für drei Singstimmen und Instrumente findet. Die Mysteries of the Macabre (1991) sind ein Arrangement dreier Arien aus Ligetis Anti-Anti-Oper Le Grand Macabre (1974-77) für Trompete und Kammerensemble. Mit seinem karikaturhaften, dabei höchst unterhaltsamen Stilmix übernimmt dieses Stück auf dieser Platte gleichsam die Rolle des Scherzos. Danach folgt das 1985-88 komponierte fünfsätzige Klavierkonzert als ‚grand finale‘. Die Mikropolyphonie ist hier weitestgehend zugunsten eines Geflechts von klar gezeichneten, farblich kontrastierenden Linien und einer rhythmischen und metrischen Hyperkomplexität aufgegeben.
Wie aus einer anderen Welt beginnt das Cellokonzert (Solist: Nicolas Alstaedt) jenseits der Hörschwelle – der erste Ton kommt wirklich aus dem Nichts und es ist zunächst auch nicht zu sagen, welches Instrument ihn hervorbringt. Im Grunde ist auch das Cellokonzert ein kammermusikalisches Stück, bei dem der Solist lediglich eine etwas herausgehobene Stimme hat. Das umfassend geforderte PluralEnsemble unter Fabián Panisello agiert hier wie auch sonst auf Augenhöhe mit den Solisten. Marco Blaauw brilliert beim koloratursatten Trompetenpart der Mysteries, Albert Rosado eilt mit spielerischem Drive durch die Verästelungen des Klavierkonzerts.
Sämtliche Interpretationen zeichnen sich durch eine detailfreundliche Durchhörbakeit sowie einen bei aller Deutlichkeit leichthändigen Zugriff aus. Obschon die bizarren Exaltationen der Mysteries wie auch Ecken und Kantens des Klavierkonzerts zu ihrem Recht kommen, überwiegt der Eindruck eines gewissermaßen mühelosen Musizierens auch da, wo die Musik sich zu überschlagen beginnt. So kann sie dann auch wirklich ‚abheben‘, wie es sich der Komponist im Fall des Klavierkonzerts ausdrücklich gewünscht hat.
Bewertung: 15 von 20
Georg Henkel
Auszeichnungen & Erwähnungen:
Februar 2015