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ORCHESTERWERKE VOL. 2 Seit seinen frühen Werken ist für Peter Ruzicka das Bewusstsein konstitutiv, dass Komponieren in einem Raum der Geschichte stattfindet, in dem die Vergangenheit nicht nur als Nährboden, sondern als Teil der Gegenwart und als Anfrage an sie wirkt. Die Dialektik von übernommener, verdrängter und verstoßener Geschichte erhielt in dieser reflexiven Kreativität eine besondere Rolle. Immer wieder erscheinen in seinen Werken Zitate von Alban Berg, Anton Webern, Arnold Schönberg, aber auch älterer Meister wie Robert Schumann, Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn und Thomas Tallis, insbesondere aber von Gustav Mahler als kritischer Spiegel oder als Katalysator der eigenen Tonsprache. Nach nunmehr fast fünf Jahrzehnten musikalischen Schaffens gewann aber auch das Eigene seine spezifische Historizität und wurde wie das Fremde zum Gegenstand eines Spätstils. Unstern! Sinistre. Disastro. Alles Verhängnis, alle Vergeblichkeit liegt in diesem Titel und im Stück des alten Franz Liszt, das ihn trägt. Es gehört zum Spätwerk, das in den 1970er-Jahren in seiner Bedeutung erkannt und in die Vorgeschichte der Moderne eingereiht wurde. Der Komponist wollte keine Vermittlung mehr, keine Attitüde, keinen Zierrat, nur noch die Gedanken selbst: ein Initialthema, dem der »diabolus in musica« den Klangstempel aufdrückt, einen Droh-Marsch, einen Choral, der endlich »quasi organo« durchbricht und gepresst ins Ersterben des Stückes geleitet. Heinz Holliger vergrößerte Unstern durch Orchestrierung. Ruzicka lässt dagegen das Liszt-Material durch Klang- und Ereignisfelder kreuzen, die er schuf: eine Klangwoge, die sich aufbäumt, abklingt und dabei Härte und Sog entwickelt, ein Feld aus raschen Figuren und Motivbrocken, aus versuchter und zersprengter Virtuosität, einen splitternden Klang wie aus tönendem Glasstaub. Alle drei bilden in Ruzickas Œuvre vielfach variable Topoi. Man wird Fragmente aus Liszts Klavierstück als klanglich Anderes heraushören, doch nicht alle, denn Eigenes und Fremdes sind verschränkt: durch einen gemeinsamen harmonischen Fluchtpunkt, der seinem Namen alle Ehre macht, durch partielle Substanzgemeinschaft und durch eine innere Dramatik, die Spannungen, aber kaum heterogene Quellen erkennen lässt. Unstern ist ein Nacht- und Abschiedsstück, ÜBER UNSTERN eine Klangszene, die zum Abschied einen langen Blick wirft. Den Ton bestimmt am Ende das Liszt-Material. Es wird von Ruzickas gläsernem Splitterklang umwölkt, als gehörten beide zusammen. TRANS. Der Titel deutet Überschreitungen an. Die erste ereignet sich zu Beginn, wenn die Musik »aus dem Nichts« entsteht, und das nicht in einem Augenblick, sondern in einem längeren Prozess, in dem sie zwischen Wirklichkeits- und Möglichkeitsform pendelt. Die zweite vollzieht sich an der Grenze zwischen Kunst und existenzieller Erfahrung. Die Überschriften, die Ruzicka den sieben Teilen seiner Komposition gab, lassen sie ahnen: Dal niente – Ergebung – Kampf – Erstarrung – Im Innersten – Schattenhaft, Flucht – Erinnerung. Es handelt sich bei dem nach draußen gewandten Stück um den Ausdruck eines inneren Dramas, die dritte Überschreitung. Die Folge der Teile – Ergebung vor Kampf, Im Innersten nach der Erstarrung – weist darauf hin. Die musikalische Faktur der einzelnen Abschnitte führt es aus. Im Abschnitt Ergebung nimmt Ruzicka seine Musik weit zurück. Kampf komponierte er als Klangfeld aus geborstener Virtuosität. Das erregte Spiel ballt sich zu Fortissimo-Schlägen, wird durch Augenblicke der Erstarrung angehalten und durch Generalpausen zerschnitten. Erstarrung erscheint als Lähmung bei innerer Übermotorik. Ruzicka zerlegt die Ambivalenz in sieben Klangzeichen als Rahmen, und in Fragmente aus dem Kampf-Teil als Mitte. Im Innersten erscheint wie eine Beschwörung des Gesangs in verschiedenen Spielarten. Der sechste Teil greift gestisches Material aus dem Kampf auf, im siebten kulminieren vielerlei Reminiszenzen drei Mal in einem orchestralen Schrei. In TRANS wirken zwei Hauptkräfte wie Schichten, die sich ablösen und partiell durchdringen. Die eine Linie führt vom Kampf zur Flucht und taucht zwischendurch im Erstarrungs-Abschnitt auf. Die andere umfasst die leisen, langsamen Teile. In den 25-minütigen Verlauf ist vieles eingeschmolzen, was in früheren Kompositionen noch für sich zu Tage trat. Auf Mahler, den Komponisten, der die Musik an die Moderne führte, ohne sie selbst zu betreten, bezog sich Ruzicka in vieler Hinsicht: auf Motive, Themen, Formprozesse, Zeichen und Symbole. Was H. H. Eggebrecht bei Mahler »vokabulares Komponieren« nannte, wies Ruzicka den Weg aus Aporien der Neuen Musik. Bestimmte Klangbilder und »Redeweisen« ziehen sich in steten Varianten durch sein Œuvre wie Schlüssel zu seiner spezifischen Sprachlichkeit. In MAHLER | BILD, einem »zweiten Blick« auf das Schaffen des Prämodernen, sind mehrere Bezugsebenen präsent. Das Stück beginnt mit dem langen, leisen, hohen Ton, der Mahlers Erste Symphonie eröffnete, verflirrt ihn zum Kleincluster, verschiebt ihn, verformt ihn in ein anderes Randphänomen der Musik: Rauschen. Mahler wird »übersetzt«. Eingeblendet wird ein gläserner Klang, der schneidende Schärfe und bedrängende Kraft gewinnt. Rhythmen der Harfe erinnern an die Geburt der Musik in Mahlers Erster und Neunter, sie lassen die Trommelschläge ahnen, Reminiszenzen an die Marschtritte, die in Ruzickas Oper CELAN das Trauma der Naziverfolgung grundieren, Sinnbilder des entwürdigten und geraubten Lebens wie oft auch in Mahlers Werken. Sie erhalten ostinate Intensität durch die Rührtrommel hinter der Bühne. Mahler-Signale gerinnen zu Klängen, in einem Choralfragment mischen sich Parsifalton, ein Moment aus dem Anfang von Ruzickas Oper HÖLDERLIN und das Posaunenthema aus dem ersten Satz von Mahlers Zehnter Symphonie. MAHLER | BILD, selbst ein Adagio, suggeriert in der Mitte eine Zeit, die kreist und stillzustehen droht. Mahlers Bratschen-Solo, die erschütternde Zurücknahme der Musik in die Einstimmigkeit, wird eingebettet in die weite Linie eines Canto, der als Stellvertreter des Gesangs das Orchesterstück zum Ende führt. Eigenes und Fremdes verschmelzen, ohne ihre Kenntlichkeit zu verlieren. Habakuk Traber |
Programm:
[01] ÜBER UNSTERN 11:02
for large orchestra (2011)
[02] TRANS 25:00
for chamber ensemble (2009)
[03] MAHLER | BILD 17:45
Erinnerung for orchestra (2010)
total time 54:02
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Peter Ruzicka, conductor
World Premiere Recordings
Pressestimmen:
06.10.2014
Retornamos al catálogo del compositor, director, musicólogo, académico, docente y programador Peter Ruzicka (Dusseldorf, 1948), por medio del segundo volumen que de su obra orquestal publica el sello NEOS; compacto que se une en la discográfica alemana a unos lanzamientos previos que comprendían un primer volumen de la obra orquestal (11045), un doble compacto dedicado a la integral de sus cuartetos de cuerda (10822/23), y un monográfico centrado en su música para piano solo (11044). Como en su día señalamos, este proyecto orquestal de Ruzicka en NEOS no se solapa con ninguno de los discos ya editados por sellos como Wergo o Thorofon, y si el primer volumen presentaba tres primeras grabaciones mundiales, esta segunda entrega sigue idéntico derrotero, si bien ahora centrada en la más reciente producción para orquesta de Ruzicka, con tres partituras firmadas entre 2009 y 2011.
Las señas identitarias de la composición orquestal de Peter Ruzicka se mantienen incólumes. Tal y como señala Habakuk Traber en su lúcido ensayo para esta edición, la producción del compositor alemán «ha ido unida desde sus comienzos a la conciencia de un hecho, que el acto compositivo se inscribe en un espacio histórico donde el pasado no supone sólo una fuente de inspiración, sino que actúa como parte del presente y como interrogante dirigido a éste. Esta forma reflexiva de creación concede un importante papel al juego dialéctico con la historia, tanto asumida como rechazada y repudiada». Es la de Ruzicka una relación con la tradición, una mirada fascinada e interrogante al pasado, que comparte no pocos planteamientos con el también alemán Hans Zender, a pesar de que cada uno haya desarrollado técnicas y procesos referenciales distintos en sus numerosas metamúsicas, en las que reescriben (desde, para, con) partituras de compositores en cuya deriva genealógica ambos se inscriben: los Beethoven, Schubert, Schumann, Mahler, Schönberg, Berg, Webern, etc. (además de esos auténticos músicos de la palabra que fueron los poetas Friedrich Hölderlin y Paul Celan, tan afines y musicalizados por ambos).
Gustav Mahler es la presencia histórica más recurrente en el catálogo de Ruzicka, sea en composiciones de cámara u orquestales. MAHLER | BILD (2010) es, obviamente, un nuevo ejemplo, una nueva incursión en la música del compositor bohemio, si cabe ahora con un tejido de citas menos explícitas, con una presencia de la música en la metamúsica más sutil y entreverada. La presencia de Mahler se justifica, además de por la propia fascinación que en Ruzicka ejerce la obra del genio austriaco, por su carácter de bisagra, de transición necesaria en la que la rica tradición del siglo XIX se engasta y abre a un prolífico siglo XX del cual Ruzicka es parte (quizás como extensión de este siglo en el XXI, pues diría que Ruzicka es de los creadores que ha hecho del pasado siglo su patria histórica). De este modo, el gran adagio que es MAHLER | BILD se ve recorrido por sonoridades y ecos que nos remiten, fundamentalmente, a las sinfonías Primera, Segunda y Novena de Mahler: respectivamente, con su intrincado arranque en armónicos de las cuerdas; con un tema de trombón del Totenfeier; y con los sombríos pasos del arpa en el ‘Andante comodo’ (ese movimiento que, en su día, el compositor cubano Jorge E. López nos decía «la gran contribución de Mahler a la historia de la música»). Todo ello se hilvana, a su vez, con composiciones del propio Ruzicka en las que Mahler ya estaba presente, añadiendo un ambiente, un tono vital a pasajes de las óperas Hölderlin (2006-07) y Celan (1998-99). Precisamente, Habakuk Traber enlaza la persecución traumática de los nazis en Celan con esa persecución inmisericorde de la muerte que acecha en la Novena de Mahler, algo que podemos fácilmente comprender como trasunto de la persecución sufrida por la figura y la música de Mahler en la Alemania nazi, que Ruzicka nunca ha dejado de denunciar, y que en su catálogo se repara, reforzando su posición como hito vertebrador de la historia. Esta nueva composición así lo demuestra, con sus auras móviles, con su carácter circular, con sus apariciones y disgregaciones, con sus morfologías reconstruidas, con un fluido estilístico que abraza todo un siglo en sus múltiples rostros.
TRANS (2009) es una pieza de corte existencialista y autobiográfico: la exposición de un proceso de lucha, desde la aparición del motivo de conflicto (una red ligada y agudísima en las cuerdas enfrentada al piano, con punteos percusivos del resto de la orquesta, todo ello atomizado y puntillista) hasta el recuerdo final del conjunto de esta deriva de tensiones y contrastes que pugnan entre sí a lo largo de la partitura, apareciendo, desapareciendo y reapareciendo convocando diversas técnicas y estilos musicales: desde compases de corte lachenmanniano por su tratamiento instrumental, hasta un final donde alternan una desnudez extática con tres violentas explosiones, pasando por algunos pasajes que recuerdan (lindando la cita) la marcha fúnebre con la que arranca el ‘Molto sostenuto’ de la soberbia ΣΤΉΛΗ (1994), de György Kurtág (minuto 9:25 de TRANS). Como en MAHLER | BILD, hay algo de feldmaniano en este Ruzicka tardío, del Morton Feldman de los años setenta, con sus campos extendidos de gran serenidad y unas sonoridades que irrumpen súbitamente, en el caso de Ruicka con patrones más cambiantes que en el neoyorquino. Se produce, así pues, una masa muy visual, bipartita (aunque no necesariamente rothkiana, por el relieve de una de sus partes), con un tono oscuro de base, que recorre la obra, y apariciones que van complejizando esa masa homogénea, aportando un volumen, una bidimensionalidad, una profundización expresionista repleta de polirritmos y golpeos al más meditativo continuo. En global, hay más sustancia artístico-musical que en MAHLER | BILD, el compositor se enfrenta a sus demonios, integra referentes y alcanza un final que no parece resolución alguna, algo perfectamente válido para la vida (como proceso).
La más reciente de las tres partituras es ÜBER UNSTERN (2011), tramada a partir del pianístico S.208 de Franz Liszt, aderezado con sonoridades contemporáneas que me han remitido, por su manejo de los crescendi, su halo romántico y el modo en que intrinca abigarradamente los vientos, además del punteo de las percusiones, a Wolfgang Rihm. No sé hasta qué punto padece Peter Ruzcika alguna suerte de haroldbloomiana ‘angustia de la influencia, pero cierto es que pocos compositores de tan importante presencia como él en los últimos años muestran una profusión tal de reverberaciones y préstamos estilísticos en sus partituras. El resultado se disfruta, por su puesto: todo un campo ecoico en el que se compacta la música que ha trazado el mapa de la modernidad en las últimas décadas, aquí de nuevo (como en todo este compacto) con un carácter sombrío, apesadumbrado, siniestro: algo ya marcado por esa mala estrella del original lisztiano.
Las interpretaciones me han parecido notabilísimas, de la mano de una orquesta ya no sólo habitual del repertorio actual, sino buena conocedora de la música de Ruzicka (como dio buena muestra el compacto editado por Wergo (WER 6518-2) en su día). Como en aquel disco, el propio compositor se pone al frente de sus partituras, en lo que son tres registros primicia; por tanto: disco que algún día se etiquetará como ‘histórico’. Técnicamente hay una filiación total con el lenguaje contemporáneo de Ruzicka, además de resultar muy fieles a los ecos estilísticos que el alemán rescata desde el pasado, si bien se enfatiza su actualización, resultando más abstractos, no tan simbólicos. Se agradece, y mucho, el empaque de la orquesta berlinesa, su cuerpo y carácter, resultando, a nivel interpretativo, un disco recomendable.
Las grabaciones, a cargo de Deutschlandradio Kultur, son realmente sobresalientes, algo muy importante si tenemos en cuenta la delicadeza de estas partituras en lo que a transitar los límites del silencio se refiere (escúchense los delicadísimos comienzos de MAHLER | BILD y TRANS), así como a súbitas irrupciones de una vehemencia inusitada (final de TRANS), que tan complejo hacen el equilibrio de los balances dinámicos y la saturación sonora. La edición es la habitual de NEOS: exquisita, con un ensayo musicológico a cargo -como en el primer volumen- de Habakuk Traber. Esperamos, así pues, a un tercer volumen, a una nueva reflexión de la historia desde la historia.
Este disco ha sido enviado para su recensión por La Quinta de Mahler
Paco Yáñez
02/2014, Sémele Número 5
La producción de Peter Ruzicka ha ido unida desde sus comienzos a la conciencia de un hecho, que el acto compositivo se inscribe en un espacio histórico donde el pasado no supone sólo una fuente de inspiración, sino que actúa como parte del presente y como interrogante dirigido a éste, como demuestra este segundo volumen, en el que la forma reflexiva de la creación ruzickiana establece un juego dialéctico con compositores pasados y remotos tan variopintos como Tallis o Berg.