René Wohlhauser: ReBruAla

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Artikelnummer: NEOS 12016 Kategorie:
Veröffentlicht am: April 24, 2020

Infotext:

ReBruAla
Werke in verschiedenen Besetzungen von René Wohlhauser

Die große Vokaltrilogie »Drei Gesänge« (2016)
für Sopran, Bariton, Bassflöte, Bassklarinette und Violoncello

1. Verlorene Zukunft · Fassung für Sopran und Violoncello
2. Gestörte Lieder · Fassung für Bariton, Bassflöte und Bassklarinette
3. Quala Mirs · Fassung für Sopran, Bariton, Bassflöte, Bassklarinette und Violoncello

Kompositionsauftrag des Fachausschusses Musik Basel-Stadt und Baselland

Verlorene Zukunft
Fassung für Sopran und Violoncello,
auf ein Gedicht des Komponisten,
1. Teil der großen Vokaltrilogie »Drei Gesänge« (2016),
Ergon 58, Nr. 3, Musikwerknummer 1777

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit Mitgliedern des »Ensemble Polysono«, die das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt haben: Christine Simolka (Sopran) und Simon Thompson (Violoncello).

Verlorene Zukunft ist ein teilsemantisches Gedicht des Komponisten, das als Ausgangspunkt für diese Komposition genommen wurde. Im Vordergrund der Musik steht die lineare Ausgestaltung der Singstimme, welche durch das Cello in eigenständiger Weise kontrapunktiert wird.

In notwendiger Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche wird ein zentraler Ton und sein Innenleben ausgelotet. Dies folgt strukturierenden Regeln, die den Verlauf und die Tongravitation minuziös austarieren.

Es handelt sich bei diesem Stück nicht um eine Textvertonung im traditionellen Sinne, sondern um die spannende Frage, was geschieht, wenn bereits komponierte Musik auf einen bereits existierenden Text trifft.


Gestörte Lieder
Fassung für Bariton, Bassflöte und Bassklarinette,
auf ein Gedicht des Komponisten,
2. Teil der großen Vokaltrilogie »Drei Gesänge« (2016),
Ergon 58, Nr. 4, Musikwerknummer 1778

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit Mitgliedern des »Ensemble Polysono«, die das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt haben: René Wohlhauser (Bariton), Diana Muela Mora (Bassflöte) und Yolanda Fernandez (Bassklarinette).

Wie bei Verlorene Zukunft komponierte ich auch bei diesem Werk zuerst eine Fassung für Solostimme allein, bevor ich in einem weiteren Arbeitsschritt die beiden Instrumente unabhängig von der Singstimme zuerst eine eigene Klangwelt entwickeln ließ, die sie dann der Solostimme entgegensetzten, wodurch die bereits komponierte Solostimme darauf reagieren musste und sich durch diese Auseinandersetzung auch teilweise wieder veränderte.

Im weiteren Verlauf der musikalischen Entwicklung ging es darum, den Ausgangsgestus aufzubrechen, um zu anderen Ausdrucksbereichen, zu anderen Sicht- und Interpretationsweisen des Textes zu gelangen. Die Spannung des Stückes ergibt sich denn auch weitgehend aus dem hin und her wogenden Kampf der antagonistischen Kräfte, aus dem Sich-befreien-wollen aus der starken suggestiven Sogwirkung des Gedichtes. Es ging um eine Autonomiegewinnung der Musik, die aber trotz allem ihre kantable Ausdruckskraft behalten und nicht in eine modische Verweigerungsästhetik fallen sollte.

Quala Mirs
Fassung für Sopran, Bariton, Bassflöte, Bassklarinette und Violoncello,
auf ein Gedicht zwischen Lautpoesie und Musiklatein des Komponisten,
3. Teil der großen Vokaltrilogie »Drei Gesänge« (2016),
Ergon 58, Nr. 5, Musikwerknummer 1779

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit dem »Ensemble Polysono«, das das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt hat: Christine Simolka (Sopran), René Wohlhauser (Bariton), Diana Muela Mora (Bassflöte), Yolanda Fernandez (Bassklarinette) und Simon Thompson (Violoncello).

So wie in unserer Gesellschaft Gegensätze aufeinanderprallen, die sich mit der Zeit entweder als integrierbar oder als konfliktreich, aber trotzdem einigermaßen handhabbar oder als unvereinbar herausstellen, so lasse ich oft auch in meiner Kompositionsarbeit Gegensätzliches aufeinanderprallen und schaue dann, was sich daraus entwickelt. In diesem Sinne gewinnt meine Musik gesellschaftliche Relevanz, indem gesellschaftliche Konflikte mit künstlerischen Mitteln gespiegelt und bearbeitet werden.

Beim vorliegenden Stück sollte dies auch mit dem wegen seiner starken Grundtonbildung in zeitgenössischer Musik weitgehend vermiedenen Intervall der Quinte geschehen. Um in der Musik gegensätzliches Material aufeinanderprallen zu lassen, wurde den eingangs in den Singstimmen erklingenden, mittelalterlichen reinen Quintenklang-Verschiebungen gleich äußerst Geräuschhaft-Clusterhaftes in den Instrumenten entgegengesetzt, das im Gegensatz zu den Quinten jegliches Grundtongefühl radikal neutralisiert.

Durch die konsequente kompositorische Arbeit mit den reinen Quinten entwickelte das Stück in den Singstimmen allmählich eine so hohe musikalische Reinheit, dass mir jeder Anklang von Semantik wie eine Verunreinigung erschien. Aus der Musik heraus wurde deshalb ein ihr adäquater Text erfunden. Daraus entwickelte sich eine Art »Musiklateinische Sprache«.

Trio Nr. 1
für Flöte, Klarinette und Violoncello (2016),
Ergon 57, Musikwerknummer 1772

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit Mitgliedern des »Ensemble Polysono«, die das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt haben: Diana Muela Mora (Flöte), Yolanda Fernandez (Klarinette) und Simon Thompson (Violoncello).

Der Reiz und die Herausforderung des Komponierens bestand bei diesem Stück darin, von einem extrem beschränkten Tonmaterial auszugehen, nämlich nur von einem Halbtonschritt, und dieses Material durch eine möglichst phantasievolle Handhabung verschiedenster Verarbeitungstechniken zu ganz unterschiedlichen, weit ausholenden Prozessverläufen zu führen.

Analog zur Begrenzung des Tonmaterials sollte auch das rhythmische Ausgangsmaterial eng begrenzt sein, nämlich auf eine Folge von durchlaufenden Sechzehnteln.

Diese stringente Setzung der Ausgangsdisposition führt in dialektischem Sinne zu einer großen Freiheit der Phantasie in der Ausgestaltung. Daraus entwickelt sich eine ganz eigene Prozessästhetik. Es entsteht das Erlebnis eines immanent organischen Zeitverlaufs.

Tramadór Kuriánno
für Klavier (2017),
Ergon 61, Musikwerknummer 1797

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit René Wohlhauser (Klavier).

Die Herausforderung, von ganz wenigen Elementen auszugehen und diese allmählich zu entwickeln, war für mich auch in diesem Stück wiederum eine faszinierende Arbeit. In diesem Stück ist es eine rhythmisch-akkordische Keimzelle, die verarbeitet und weiterentwickelt wird, wobei die Verarbeitungen im Wesentlichen aus variierten und ineinander verschachtelten Wiederholungen, Abspaltungen, Verkürzungen, Erweiterungen, Stauchungen, Dehnungen, Steigerungen und Spannungspausen bestehen. Dies vollzieht sich in sogenannten Entwicklungsgruppen, die oft durch Taktartenwechsel voneinander abgegrenzt sind.

Das Stück entzieht sich einer klaren stilistischen Kategorisierung. Es bewegt sich auf schmalem Grat zwischen Atonalität, Chromatik, Rhythmik, Jazz-Einfluss und Neuer Musik.

Marapró
Verbotene Musik für Violine und Klavier (2017 / 2018),
Ergon 65, Musikwerknummer 1839

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit Elia Seiffert (Violine) und René Wohlhauser (Klavier).

Das Ausgangsmaterial dieses Stückes besteht nur aus drei gleichmäßig gespielten Tönen der chromatischen Tonleiter. Kann man aus diesem minimalen Material, also sozusagen aus fast nichts, ein ganzes Stück entwickeln? Und dies in äußerster Radikalität der Reduktion auf das Wesentliche? Diese Fragen trieben das Kompositionsabenteuer dieses Stückes voran. Die Radikalität der Reduktion auf das Wesentliche geschieht in diesem Stück so extrem und kompromisslos, dass diese Musik wohl für manchen Puristen zeitgenössischer Musik in den verbotenen Bereich gehört (daher der Untertitel). Aber Musik muss extrem und radikal sein, sie muss bis ins Letzte gehen, wenn sie an das Existenzielle rühren will.

Quamakútsch
für Flöte, Kontrabass und Klavier (2016–2017),
Ergon 59, Musikwerknummer 1785

Kompositionsauftrag des »art ensemble berlin«, mit finanzieller Unterstützung der SUISA-Stiftung für Musik.

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit dem »art ensemble berlin«, das das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt hat: Antonella Bini (Flöte), Oliver Potratz (Kontrabass) und Art-Oliver Simon (Klavier).

Auf einen wilden, chaotischen Anfang aller Instrumente folgt ein verinnerlichtes Duo von Flöte und Kontrabass mit einer subtilen Aushorchung von Mikrotönen. Mikrotöne werden bei Instrumenten mit sogenannter weicher oder flexibler Intonation (Bläser und Streicher im Gegensatz zu den Tasteninstrumenten mit unflexibler Intonation) oft eher als Klangfärbungen, denn als klare tonhöhenmäßige Abstufungen wahrgenommen. Deshalb versuchte ich in diesem Stück für die Flöte und den Kontrabass die Mikrotöne mit Hilfe von Mikroglissandi bewusst als Zwischenbereiche zwischen Klangfärbungen, Abstufungen und Klanggesten zu gestalten, indem gemäß einer Grammatik der Mikrotöne je nach Kontext zwischen den etwas größeren und organischeren Dritteltönen (bei Wechselnoten) und den etwas kleineren und weniger organischen Vierteltönen (als Zwischenstufung bei Halbtonübergängen) unterschieden wird. (Und wenn in einer Stimme eine mikrotonale Bewegung stattfindet, bleibt die andere Stimme auf einem Halteton liegen, damit sich die mikrotonale Bewegung deutlich davon abhebt und gut wahrnehmbar wird.) Damit erreiche ich eine flexible Handhabung der Mikrotonalität in kontextueller Durchmischung der verschiedenen Systeme, und nicht, was sonst meistens praktiziert wird: den bloßen Sprung von einer schematischen Anwendung des Halbtonsystems zu einer ebenso schematischen Anwendung des Vierteltonsystems. Es folgt ein Suchen nach Tiefe und Substanz und nach strukturellem Reichtum.

Rand
für Bariton und wildes Klavier, auf ein Gedicht des Komponisten (2017),
Ergon 62, Nr. 1, Musikwerknummer 1805

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit René Wohlhauser (Bariton und Klavier), der das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt hat.

Wildheit, ungebändigter Ausdruckswillen, Richtungskraft, die sich ihren Weg bahnt und die ihre Grenzen zu überschreiten versucht, dies sind zentrale, vorwärtstreibende Elemente dieses Stückes, das mit neuen Ausdrucksformen unmittelbarer Spontaneität und musikalischer Körperlichkeit experimentiert. Im ersten Teil kommt dies durch eine ausgetüftelte Grammatik dichter Akkordstrukturen zum Ausdruck, während im zweiten Teil eine Art neue, entfesselte Virtuosität zum Ausbruch kommt. Durch seine Kürze und seine Dichte wirkt das Stück wie eine konzentrierte Eruption.

ReBruAla
für Sopran, Bariton, geschlagenes Klavier und Zuspiel-Klänge oder Live-Ensemble (sechsstimmiger Chor, Klavier), Geräuschspur und Field Recording, auf ein Gedicht des Komponisten (2017),
Ergon 62, Nr. 2, Musikwerknummer 1808

Bei der Aufnahme handelt es sich um eine Studioproduktion mit dem »Duo Simolka–Wohlhauser«, das das Stück im Jahre 2017 auch auf einer Europa-Tournee aufgeführt hat: Christine Simolka (Sopran) und René Wohlhauser (Bariton, geschlagenes Klavier und Zuspielklänge).

In ReBruAla wird die traditionelle Rollenverteilung in Frage gestellt, bei der die Grenze der Spielbarkeit im pianistischen Bereich die Grenze der Ausdrucksmöglichkeit des Komponisten markiert.

Das extrem dichte Klavier, das sich in Rand im Grenzbereich des Spielbaren bewegt, wird in ReBruAla aus dem traditionellen Rollenverteilungs-Prozess Komponieren-Einüben-Aufführen herausgehoben und überschreitet als Zuspiel-Klang die Grenze der Spielbarkeit und damit auch die Grenze der Ausdrucksmöglichkeit des Komponisten. Das Konzept des Stückes besteht nun darin, dass sich das Duo Sopran-Bariton mit Hilfe des geschlagenen Klaviers einen Weg durch die verschiedenen, filmschnittartig wechselnden Strukturschichten (sechsstimmiger Chor, wildes Klavier, digitale und analoge Geräusche) suchen muss.

Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Schichten wird durch ihre Überlagerungen strukturiert, wobei das geschlagene Klavier gleichzeitig zwischen den kontrastierenden Schichten vermittelt und formal ordnet. Dieses Verfahren ist eine Allegorie auf unsere heutige Lebenssituation, in der wir uns gleichzeitig in verschiedenen komplizierten Situationen und Sachgebieten bewegen müssen, die wir im Einzelnen nicht alle bis ins Letzte verstehen können.

René Wohlhauser

Programm:

René Wohlhauser (*1954)

ReBruAla
Werke in verschiedenen Besetzungen, eingespielt vom Ensemble Polysono [01–04], René Wohlhauser [05, 06, 08], Elia Seiffert [06], dem art ensemble berlin [07] und dem Duo Simolka–Wohlhauser [09]

Die große Vokaltrilogie »Drei Gesänge«
Kompositionsauftrag des Fachausschusses Musik Basel-Stadt und Baselland

[01] 1. Verlorene Zukunft (2016) 11:08
Version für Sopran und Violoncello,
auf ein Gedicht des Komponisten

[02] 2. Gestörte Lieder (2016) 10:34
Version für Bariton, Bassflöte und Bassklarinette,
auf ein Gedicht des Komponisten

[03] 3. Quala Mirs (2016) 11:08
Version für Sopran, Bariton, Bassflöte, Bassklarinette und Violoncello,
auf ein Gedicht des Komponisten

[04] Trio Nr. 1 (2016) 13:44
für Flöte, Klarinette und Violoncello

[05] Tramadór Kuriánno (2017) 03:31
für Klavier

[06] Marapró (2017/2018) 07:28
für Violine und Klavier

[07] Quamakútsch (2016–2017) 11:59
für Flöte, Kontrabass und Klavier
Kompositionsauftrag des art ensemble berlin

[08] Rand (2017) 03:40
für Bariton und wildes Klavier,
auf ein Gedicht des Komponisten

[09] ReBruAla (2017) 04:39
für Sopran, Bariton, geschlagenes Klavier und Zuspiel-Klänge oder Live-Ensemble (sechsstimmiger Chor), Geräuschspur und Field Recording,
auf ein Gedicht des Komponisten

Gesamtspielzeit: 77:57

Ersteinspielungen

 

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