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Ruben Seroussi: Chamber Music

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Artikelnummer: NEOS 11705 Kategorien: ,
Veröffentlicht am: März 25, 2017

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Ruben Seroussi – Kammermusik

Die Werke auf dieser CD entstanden aus meiner langjährigen Zusammenarbeit als Komponist (und gelegentlich auch als Gitarrist) mit dem Meitar Ensemble. Der Eindruck einer Retrospektive, der durch diese Auswahl vielleicht entsteht, ist rein zufällig; die Stücke folgen den Instrumentalkombinationen des Ensembles und dessen äußerst erfreulicher Idee, vorhandene Stücke immer wieder zu spielen und gleichzeitig neue in Auftrag zu geben. Oppositive is Positive und The Yearnings of the Duck entstanden als Auftragswerke für das Ensemble; die beiden Trios (Jazz…à propos de Matisse und Ce discret charme…) wurden zwar lange davor komponiert, waren aber wichtige Meilensteine in der Entwicklung des Ensembles und blieben Spielzeit für Spielzeit in dessen Repertoire.

Jazz…à propos de Matisse für Violine, Cello und Klavier (1991)

Der Titel bezieht sich auf ein Buch mit Scherenschnitten, das der Maler Henri Matisse 1946 veröffentlichte und das, zwischen den rhythmischen und bunten Bildtafeln, eigene Texte des Künstlers enthält. Es war seine Absicht, mit diesen pinselgeschriebenen Texten die emotionale Spannung auszugleichen, welche die Bilder im Betrachter erzeugen. Die Texte an sich – trotz ihrer scheinbar marginalen Rolle – drücken auf etwas prosaische Weise die gleiche poetische Stimmung aus, von der die Scherenschnitte inspiriert wurden. Ich versuchte, Klangbilder in scharfen und differenzierten Farbtönen zu erzeugen, mit einem fast grafischen, visuellen Charakter. Ich habe meine Klangbilder in eine fortlaufende musikalische Prosa hineingesetzt, die sich aus einem geheimnisvollen, verschwommenen Zustand zu einem Punkt hin entwickelt, an dem ihre Gestalt sich als Neigung zur primären rhythmischen Wahrnehmung im Geiste des »Swing« offenbart.

Im Laufe des Stücks tritt, gleichsam als Reaktion auf den unwiderstehlichen Sog des Grundrhythmus, ein musikalisches Muster in verschiedenen Gestalten hervor und bewegt sich von der tiefsten Lage zur höchsten und leichtesten; dieser Prozess führt zu den verschiedenen »Bildern« im Sinne einer Art musikalisch-grafischer Metaphorik.

Gegen Ende des Stücks gibt es, ähnlich wie im Inhaltsverzeichnis im Buch von Matisse, eine kurze Rekapitulation aller »Bilder« aus der Komposition; es entsteht ein mosaikähnlicher Eindruck, der ihren plastischen Aspekt verstärkt und ihre Abweichung von jeglichem musikalischen Prozess in der Zeit unterstreicht.

‘…through the keyboard’ für Soloklavier (2011)

In diesem Stück habe ich mich bewusst auf die Tasten des Klaviers beschränkt und auf die ganzen erweiterten Spieltechniken verzichtet, die heutzutage so häufig verwendet werden. Allerdings sollte der Titel nicht nur diese apriorische kompositorische Entscheidung ausdrücken, sondern auch nach der Möglichkeit fragen, ein neues Gefühl der klanglichen Bedeutung jenseits von der bloßen Tonhöhenidentität der Klaviertasten zu erreichen. Zudem habe ich in dem Werk versucht, verschiedene musikalische Flächen zu kreieren, die auf imaginäre dreidimensionale Weise miteinander verbunden sind – und sogar den Eindruck eines musikalischen Protagonisten, der diese Flächen überquert, als wären sie durchsichtig.

Die akustische Vorstellung der Gegensatzpaare Transparenz / Undurchsichtigkeit und Oberflächlichkeit / Tiefe bildete den Ausgangspunkt für das Stück. Während der Arbeit daran las ich erneut den Roman Morels Erfindung von Adolfo Bioy Casares. Sein Spiel mit der Überlagerung verschiedener (wahrer und künstlicher) Realitäten hat sich spürbar auf den Kompositionsprozess ausgewirkt.

Das Stück wurde für meinen Sohn Daniel komponiert und ist ihm liebevoll gewidmet; die Aufnahme auf dieser CD wurde von ihm eingespielt.

Ce discret charme…Hommage à Luis Buñuel für Viola, Klarinette und Klavier (1990)

Dieses Stück wurde als Hommage an den großen spanischen Filmemacher Luis Buñuel (1900–1984) komponiert. Der Titel – eine Kombination aus zwei seiner Filmtitel – weist einerseits auf eine bestimmte Klangfarbe hin, die in der Viola und der tiefen Lage der Klarinette zu finden ist, und andererseits auf den Reiz der absurden und irrationalen Elemente, die das Werk des genialen Regisseurs ausmachen.

In meiner Komposition versuche ich, der künstlerischen Logik zu folgen, die Buñuels grausamen und entschlossenen Umgang mit unlogischen, zweideutigen und anarchischen Situation kennzeichnet. Die Absurdität dieser Konfrontation zwischen Methode und Inhalt führt zu einer bestimmten Art von schwarzem Humor oder Charme. Es gibt einige Verweise auf bestimmte Momente in Buñuels Filmen: Das vorherrschende melodische Motiv, das ich den »Lauf nirgendwohin« nenne, spielt auf den Bourgeois an, der in Der diskrete Charme der Bourgeoisie absichtlich eine leere Straße entlang läuft; die flüchtige Unterhaltungsmusik am Schluss von Viridiana; und vor allem den Augenblick des »Einfrierens« im selben Film, wo das Bettlerbankett sich in Leonardos Letztes Abendmahl verwandelt wird. Ich habe versucht, es nachzumachen (als Zitat von Buñuels eigenem visuellen Zitat), indem ich auf ähnliche Weise einen Ausschnitt aus dem Schluss des Adagios von Bachs Orgelwerk Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur BWV 564 verwendete.

Oppositive is Positive für Flöte, Bassklarinette, Gitarre, Violine und Cello (2013)

Wie der Titel schon aphoristisch ausdrückt, erwuchs dieses Werk aus der Idee des Kontrasts zwischen einem kontinuierlichen, organischen Fluss und einer Gegenreaktion darauf, einem Protest, einem »negativen« bzw. Bruch-Ereignis. Diese zwei Haltungen – einerseits die Suche nach einer logischen Abfolge mit einer in sich geschlossenen Logik, andererseits der befreiende Ausbruch aus dieser – erschienen mir aus philosophischer Sicht wie die zwei Pole, die zur notwendigen Spannung, zum »Tonus« führen, um das Leben immer weiter zu führen. (Und die Musik…)

Das Stück wurde spontan als Wechselspiel der beiden Haltungen konzipiert. Dadurch entstand ein musikalischer Handlungsstrang mit Rollen, die unaufhörlich zwischen Stabilität / Kontinuität und Reaktion / Diskontinuität changieren. Dieser Prozess führte mich (als »fehlgeleiteten Komponisten«) an einen Ort, der mich als Offenbarung überraschte: das Respirationssystem aus Ein- und Ausatmen… vielleicht das grundlegendste System des Lebens.

The Yearnings of the Duck, In Memoriam Dudu Geva für Flöte, Klarinette, Fagott, Violine, Cello und Klavier (2008)

Das Werk ist dem Andenken an den Künstler und Comicschöpfer Dudu Geva (1950–2005) gewidmet. Seinem Thema entsprechend verwendet es sehr wenige einfache, plastische musikalische Gesten. Ich habe sogar die schemenhafte Technik des Comiczeichnens imitiert, indem ich eine einzige melodische Geste in seinen vier möglichen Formen verwendete.

Die Ente (Hauptfigur in Comicreihen wie Das Lied der Ente und Das Schweigen der Ente) ist eine Figur, welche die körperlich beschränktesten, groteskesten und »niedersten« Eigenschaften des Seins mit der verblendeten Einbildung verbindet, ein charmantes, geradezu »Don-Juan-haftes« Wesen zu sein. »Er« begibt sich arrogant auf Feiern und lädt die schönsten Frauen ein, direkt aus den Zeitschriften und der glamourösen Bilderwelt, um ihre Zeit mit ihm zu verbringen. Die bedauerlichen Folgen lassen nicht lange auf sich warten… Die musikalische Erzählung folgt diesem fatalen zirkulären Prozess von Hoffnungen und dem unvermeidlichen, gewaltsamen Scheitern.

Ruben Seroussi
Übersetzung aus dem Englischen: Wieland Hoban

Programm:

[01] Jazz…à propos de Matisse for violin, cello and piano (1991) 14:13

Moshe Aharonov, violin
Yoni Gotlibovich, cello
Amit Dolberg, piano

[02] ‘…through the keyboard’ for solo piano (2011) 12:56

Daniel Seroussi, piano

[03] Ce discret charme…Hommage à Luis Buñuel for viola, clarinet and piano (1990) 09:33

Moshe Aharonov, viola
Gilad Harel, clarinet
Amit Dolberg, piano

[04] Oppositive is Positive for flute, bass clarinet, guitar, violin and cello (2013) 14:14

Hagar Shachal, flute
Gilad Harel, bass clarinet
Ruben Seroussi, guitar
Moshe Aharonov, violin
Yoni Gotlibovich, cello
Guy Feder, conductor

[05] The Yearnings of the Duck, In Memoriam Dudu Geva for flute, clarinet, bassoon, violin, cello and piano (2008) 09:01

Roy Amotz, flute
Jonathan Hadas, clarinet
Nadav Cohen, bassoon
Moshe Aharonov, volin
Anat Engelmeyer, cello
Amit Dolberg, piano
Daniel Cohen, conductor

total playing time 60:28

Meitar Ensemble

World Premiere Recordings

Pressestimmen:


12 / 2017

 

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