Seyed Sina Sadeghpour: Mosaik. Sonic Perspectives on Iran

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Artikelnummer: NEOS 12206 Kategorie:
Veröffentlicht am: Januar 12, 2022

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SEYED SINA SADEGHPOUR – MOSAIK. SONIC PERSPECTIVES ON IRAN
Kammermusik für Sopran und gemischtes Ensemble

In den Jahren nach der islamischen Revolution hat sich die Situation für Kunst und Kultur in meinem Heimatland Iran grundlegend geändert. Musiker und besonders Musikerinnen sehen sich mit großen Einschränkungen und Begrenzungen konfrontiert. Schon lange Zeit habe ich die Idee mit mir getragen, die Freiheit, die ich hier in Deutschland habe, zu nutzen, um einen Beitrag zu leisten und das zu schreiben, was im Iran verboten ist: zeitgenössisches Material für Sopranstimme.

Die persischen Gedichte stammen aus zwei unterschiedlichen Zeiten. Sehr alten Texten von Omar Khayyam (1048–1131) stehen neue Texte von Mahmood Motaghedi (*1946), Nima Yushij (1897–1960) und Ahmadreza Ahmadi (*1940) gegenüber. Sie sind verbunden durch ihre Thematik Heimat, Natur und Liebe.

Die Kompositionen zu den Gedichten verbinden Aspekte traditioneller und klassischer persischer Musik mit den Techniken zeitgenössischer europäischer Musik. Die verschiedenen Traditionen sollten eine neue Verbindung eingehen. Ich wollte die Möglichkeiten gegenseitiger Befruchtung ausloten und eine durch beide Pole beeinflusste Sprache schaffen. So sind die verwendeten Vierteltöne und der eher zyklische Umgang mit Zeit aus der persischen Tradition erwachsen. Die Farbigkeit, die aus den neuen Instrumentaltechniken entsteht, erweitert den Raum und stellt die Wahrnehmung vor neue Herausforderungen.

Liebe, Tod und Wein sind die Topoi in Omar Khayyams Gedichtgattung Rubaiyat, aus dem das Gedicht Avaz (Gesang) stammt. Das Stück Avaz I habe ich für Sopran, Harfe, Horn – und eine Flasche Wein geschrieben. Avaz II ist eine zweite Version mit zusätzlicher Klarinette und Sprechstimme.

Die Legende von Rira und das gleichnamige Gedicht von Nima Yushij inspirierten mich zum Stück Rira für Sopran und Bassklarinette. Eine junge Frau namens Rira verirrt sich im Wald. Sie findet nie wieder heraus, und ihr Geist bleibt fortan als Beschützerin des Waldes dort. Doch von Zeit zu Zeit kann man nachts ihren wundersamen Gesang hören. Im Stück machen die zwischen Bassklarinette und Sopran entstehenden Kombinationstöne Riras Gegenwart vielleicht wahrnehmbar.

Die antiken rhythmischen Prinzipien im Iran basierten auf Astrologie und Philosophie. Die Komposition Dourefalak (Himmelszyklus) bezieht sich auf die Umlaufbahn zweier Planeten. Zu Beginn der Zeiten standen die Planeten in einer perfekten Reihe. Als ihre Bewegung einsetzte, entstanden unterschiedliche Umlaufbahnen, auf denen sie sich einander näherten und wieder voneinander entfernten. Das gleiche Prinzip wurde auf den rhythmischen Bereich übertragen. Auch in meinem Stück Dourefalak haben die rhythmischen Pattern dreier Planeten einen gemeinsamen Startpunkt. Sie entfernen sich voneinander und erzeugen so eine rhythmische Struktur permanenter Variation, bis sie wieder aufeinandertreffen.

Farsh (Teppich) basiert auf den traditionellen Liedern der Teppichknüpferinnen. Die Muster, die Farben der Wollstränge und die Anzahl der Knoten werden in einer Teppichknüpferei von einer Arbeiterin vorgesungen. Die übrigen Knüpferinnen wiederholen den Ruf, während sie die entsprechenden Knoten knüpfen. Allerdings knüpft jede Frau in einem etwas anderen Tempo. Die Antwortrufe erfolgen so in unterschiedlichen Zeitintervallen. Es entsteht ein unendlicher Strom stetiger Imitationen, der die Werkstatt erfüllt. Für meine Komposition habe ich einen Quadratzentimeter eines traditionellen Teppichmusters zu Grunde gelegt und vertont. Die Geräusche der Werkzeuge und die Atmosphäre in der Werkstatt sind ebenfalls in die Komposition eingeflossen.

Zendaniye Vazheha (Gefangener deiner Worte) basiert auf zehn Gedichten aus zwei Gedicht- bänden von Mahmood Motaghedi (Abrha khamoushand / Az parehaye dust dashtanat) und thematisiert den Verlust von Liebe und Heimat. Die Musik ist von der Volksmusik in Masanderan und Aserbaidschan beeinflusst. Das Stück ist für Sopran, Posaune, Cello, Klavier und Percussion geschrieben.

Einer der sieben Hauptmodi in der klassischen persischen Musik ist Tschahargah. In meinem Stück Tchahargah habe ich mich an die Abfolge der Formabschnitte eines traditionellen Stückes gehalten und diese mit den charakteristischen Klängen des präparierten Klaviers und dem Cello kombiniert. Ich wollte so die traditionelle Form respektieren und gleichzeitig eine neue Sichtweise darauf ermöglichen.

Derakhte Sib (Apfelbaum) entstammt der Gedichtsammlung von Ahmadreza Ahmadi. Geheime Liebe, die Vergänglichkeit der Zeit und das Werden und Vergehen in der Natur sind Aspekte des Gedichts, die mich zur Komposition inspiriert haben. Gegensätzliche Gefühle spiegeln sich in der Besetzung wider: Harfe, Cello, Side Drum, Crotales und Sopran.

Seyed Sina Sadeghpour

Programm:

Mosaik. Sonic Perspectives on Iran
Chamber Music for Soprano and Mixed Ensemble

[01] Avaz I für Sopran, Harfe, Horn und eine Flasche Wein (2015) 08:53
auf ein Gedicht von Omar Khayyam

Gelareh Vazirizadeh, Sopran
Lea Wirtz, Harfe
Michael Hofmann, Horn

[02] Rira für Sopran und Bassklarinette (2013) 06:32
auf ein Gedicht von Nima Yushij

Gelareh Vazirizadeh, Sopran
Dana Barak, Klarinette

[03] Dourefalak für präpariertes Klavier (2012) 06:49

Everett Hopfner, Klavier

[04] Farsh für zwei Hörner, Trompete, Posaune, Tar, Oud, Tombak, Violoncello und zwei Soprane (2017) 05:25

Michael Hofmann & Chin-Ting Lou, Horn
Henrike Genieser, Trompete
Carlo Eisenmann, Posaune
Azadeh Amiri, Tar
Leila Zahireddini, Oud
Maryam Molla, Tombak
Sabine Buchmann, Violoncello
Gelareh Vazirizadeh & Sayeh Sodeyfi, Sopran

Zendaniye Vazheha für Sopran, Posaune, Violoncello, Klavier und Schlagzeug (2012) 16:27
auf Gedichte von Mahmood Motaghedi

[05] Az buye Deariya 01:48
[06] Jonun Paizio 01:18
[07] Talkh Mesle Vazheha 01:44
[08] Bear Astanaye Khamushio 01:19
[09] Zendaniye Vazheha 01:08
[10] Hamin ke Dustam midari 02:16
[11] Seatrha Reshte Mishavand 01:19
[12] Alefbaye Kuchakisti 02:01
[13] Dar Musighize Baadi 01:12
[14] Ruzatbekheyer 02:22

Gelareh Vazirizadeh, Sopran
Carlo Eisenmann, Posaune
Sabine Buchmann, Violoncello
Martin Schmalz, Klavier
Saskia Kleemann, Schlagzeug

[15] Tchahargah für Violoncello und präpariertes Klavier (2008) 07:16

Sabine Buchmann, Violoncello
Everett Hopfner, Klavier

[16] Avaz II für Harfe, Horn, Klarinette, Sprecherin und eine Flasche Wein (2016) 09:25
auf ein Gedicht von Omar Khayyam

Lea Wirtz, Harfe
Michael Hofmann, Horn
Dana Barak, Klarinette
Gelareh Vazirizadeh, Sprecherin

[17] Derakhte Sib für Harfe, Violoncello, Side Drum, Crotales und Sopran (2019) 06:37
on a poem by Ahmadreza Ahmadi

Lea Wirtz, Harfe
Sabine Buchmann, Violoncello
Saskia Kleemann, Side Drum & Crotales
Gelareh Vazirizadeh, Sopran

Gesamtspielzeit: 67:32

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