Über das Album
Das 21. Jahrhundert ist geprägt von vielfältigen Innovationen im Bereich der klassischen Musik: Die intensive Beschäftigung mit erweiterten Spieltechniken, akustischen Prinzipien und der neuentdeckten Komplexität von Klangfarben ermöglichte einer kleinen Anzahl zumeist europäischer Komponisten eine neue Definition von »Klangexzess«. Die Erforschung von Frequenzen hat erlaubt, die klanglichen Extreme der Partituren sowohl mit dem Konzept der energetischen Überbelichtung als auch mit der physischen Präsenz der Materialien zu verbinden. Die Materialien sind es im Grunde, die sich verändern müssen.
Der klangliche und ästhetische Kontext, in dem das Werk von Simone Santi Gubini angesiedelt ist, geht genau von diesen Überlegungen aus. Erlebt man den »klanglichen Exzess« in seiner Tiefe, wird die Originalität seiner Vision sichtbar: Die Erzeugung eines echten psycho-akustischen Schocks, dessen Unmittelbarkeit den Hörer bereits beim ersten Hören trifft. Zwar konzentriert sich seine Komposition auf die Regeln der Klangfarbe, bietet jedoch Raum für eine Neuformulierung der musikalischen Parameter, sowohl in Bezug auf ihre konventionelle Behandlung als auch in Bezug auf die Anwendung der klanglichen Materie; darüber hinaus fällt auf, wie detailliert er mit den Instrumenten durch Flageoletts, Multiphonics und Klangcluster arbeitet, etwas, das eine lange Vorbereitung der Musiker erfordert und in jedem Fall Kompetenz und ein Höchstmaß an Können voraussetzt.
Betrachtet man den erfinderischen Beitrag Santi Gubinis zur zeitgenössischen klassischen Komposition, dann könnte man sagen, dass er wahrscheinlich den Grundstein für ein Unikum in der Musikgeschichte gelegt hat, als er seine persönliche akustische Forschung über die Gültigkeit des erratischen Zustands des Klanges anstellte, wobei er heutige Gewohnheiten der Notation ignorierte. Hierbei fand Santi Gubini Bestätigung und eindeutige Belege seiner Studien zur Akustik und Instrumentation, die er in Bezug auf die Instabilität des Klanges und seiner Defekthaftigkeit gemacht hatte.
Die hier vorliegende Monografie zeigt uns die Entwicklung Santi Gubinis auf seinem künstlerischen Weg und seinen Wunsch nach neuen Erkenntnissen.