Toshio Hosokawa, Erwin Koch-Raphael, Misato Mochizuki, Annette Schlünz, Yuji Takahashi, et al.: three haikei and more

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Artikelnummer: NEOS 11010 Kategorie:
Veröffentlicht am: September 8, 2011

Infotext:

Three haikei and more
Musik für Blockflöte und Koto

Wie klingt ›moderne‹ Musik im Zeitalter eines globalen Bewusstseins? three haikei and more thematisiert diese Fragestellung am Beispiel traditioneller Musik und neuer Werke, die sich auf die japanische Musiktradition beziehen.

Die Koto (das japanische Zitherinstrument) kam ursprünglich in der Nara-Zeit (8. Jahrhundert) als eines der Instrumente der Gagaku-Musik von China nach Japan. Später entwickelte sie sich zum Solo-Instrument, dessen wichtigstes traditionelles Repertoire auf Yatsuhashi Kengyô im 17. Jahrhundert zurückgeht.

Die Blockflöte hatte ihren Platz in der Musikgeschichte (zeitgleich mit der Koto) vor allem zur Barockzeit im 17. und frühen 18. Jahrhundert. Im Zuge der Alte-Musik-Bewegung des 20. Jahrhunderts wurde sie zum Konzertinstrument, für das inzwischen auch immer mehr Werke zeitgenössischer Komponisten entstehen.

Koto und Blockflöte sind in ihrer jeweiligen Kultur sowohl in der Volks- wie auch in der Kunstmusik präsent. Die Komponistinnen und Komponisten der Auftragswerke für Makiko Goto und Jeremias Schwarzer konnten demnach ihr Material aus umfangreichen musikalischen Assoziationsfeldern beziehen.

Das Projekt three haikei and more wurde durch Aufträge vom Deutschlandfunk (FORUM NEUE MUSIK 2006) und der Ernst von Siemens Musikstiftung (Förderpreis 2005) unterstützt. Die klingenden Ergebnisse hätten unterschiedlicher kaum sein können. Aber auch in Bezug auf die japanische traditionelle Musik lässt sich hier Ungewohntes erleben – kein einziges Stück wird in ›originaler‹ Besetzung aufgeführt.

Auch wenn die alten japanische Zen-Stücke Daha und Yamagoe auf einer Blockflöte gespielt werden, sind doch deren Klänge so unterschiedlich von den Tönen der japanischen Bambusflöte Shakuhachi, dass man nicht von einer Aufführung dieser Werke im Sinne ihrer Tradition sprechen kann. Der Charakter dieser Stücke als musikalischer Ausdruck von Stationen oder Zuständen auf der spirituellen Reise (Yamagoe bedeutet ›Gang über den Berg‹ als Sinnbild der zu überwindenden Schwierigkeiten, Daha versinnbildlicht die notwendige Selbstdisziplin) bleibt gleichwohl erhalten.

Rokudan no Shirabe (›Musik in sechs Abschnitten‹) von Yatsuhasi Kengyô (1614–1685) erklingt hier in einer gekürzten Version. Während sich das Original von einem gemächlichen Anfang hin zu einem raschen Schlussteil steigert, besteht diese Fassung aus den aufeinander folgenden Teilen I, IV und VI, die durch die deutlich erlebbare Geschwindigkeitszunahme mehr Abwechslung ins musikalische Geschehen bringen.

Erwin Koch-Raphael (*1949) und Toshio Hosokawa (*1955) studierten beide bei Isang Yun in Berlin. Beide nehmen in ihren hier vorgestellten Werken explizit Bezug auf die japanische Musiksprache.

Während Toshio Hosokawa in seinem frühen Werk Nocturne (1982) ein Stück moderner Ritualmusik schafft, entsteht das Stück Schneeglöckchen (2009) aus organischen musikalischen Zellen, die sich jeweils kreisförmig um wenige Zentraltöne herum entwickeln, um schließlich wieder in die Stille überzugehen. Der Titel verweist für Hosokawa zusätzlich zum Bild der ersten Frühlingsblume auf die ungeheure Kraft, die diese Pflanze aufwendet, um durch den gefrorenen Boden des Winters hindurch in die Außenwelt zu gelangen.

Erwin Koch-Raphaels mehrteiliges Duo shogo/noonday (2005) ist vielleicht das Stück auf dieser CD, das am reinsten ›asiatisch‹ klingt: Hier wird die Stille zwischen den Klängen besonders deutlich, vergleichbar etwa den Prinzipien eines japanischen Gartens.

Misato Mochizuki (*1969) schreibt eine moderne Musik jenseits von kultureller Bedeutungslast. Energisch und vital, fast immer mit einem pulsierenden Rhythmus, verwendet sie in ihren Werken ›westliche‹ und ›asiatische‹ Instrumente als Klangkörper, denen sie die ihnen innewohnende Lebendigkeit ablauscht.

Annette Schlünz (*1964) gelingt in vielen ihrer Werke etwas ›Asiatisches‹. Für sich genommen karg anmutende musikalische ›Kleinteile‹ verwandelt sie in energetische Zellen, die ein Eigenleben zu führen scheinen. Nicht die Elemente, die sie verwendet, sondern ihr Komponieren ruft diese Lebendigkeit hervor.

Yuji Takahashi (*1938) stellt in seiner Konzeptkomposition koto nado asobi verschiedene Möglichkeiten bereit, wie ein Solist von einem oder mehreren Mitspielern begleitet und unterstützt werden kann. In recorder nado asobi haben wir die Verhältnisse umgekehrt: nun steht der Blockflötenklang im Mittelpunkt.

Für diese Aufnahme wurden in beiden Fassungen die verschiedenen Koto-Instrumente und die Spielpositionen der Musiker im Raum verteilt, so dass zwischen den verschiedenen klanglichen Ereignissen auch immer ein räumlicher Weg zurückgelegt wurde, der durch die Surround-Aufnahme hörbar wird.

Jeremias Schwarzer

Programm:

[01]
Erwin Koch-Raphael (*1949) 02:13
Composition No. 60 “shogo/noonday” I
for recorder and koto (2005)

[02]
Annette Schlünz (*1964) 12:10
Light from the one
for recorder and 17-string bass koto (2006)

[03]
Yatsuhashi Kengyô (1614–1685) 05:34
Rokudan no Shirabe
for recorder and koto

[04]
Dokyoku School 05:01
Yamagoe (traditional, 13th century)
arr. for recorder solo by Jeremias Schwarzer

[05]
Yuji Takahashi (*1938) 06:19
koto nado asobi
version for koto, recorder and shamisen (2000)

[06]
Misato Mochizuki (*1969) 07:32
Toccata
for recorder and 21-string koto (2005)

[07]
Dokyoku School 03:54
Daha (traditional, 13th century)
arr. for recorder solo by Jeremias Schwarzer

[08]
Erwin Koch-Raphael (*1949) 02:31
Composition No. 60 “shogo/noonday” II & III
for koto (2005)

[09]
Yuji Takahashi (*1938) 06:35
recorder nado asobi
version for recorder, bass koto and 21-string koto (2000)

[10]
Toshio Hosokawa (*1955) 09:56
Nocturne
for bass koto (1982)

[11]
Toshio Hosokawa (*1955) 08:20
Schneeglöckchen
for recorder and koto (2009)

total time: 70:06

Makiko Goto, koto
13-string koto [01] · [08] · [11]
21-string koto [06] · [09]
bass koto [02] · [10] · [05]

Jeremias Schwarzer, recorder
tenor recorder after Ganassi (a=466 Hz) by Ernst Meyer, Paris [01] · [08] · [07]
voice flute after Bressan (a=415 Hz) by Fred Morgan, Australia [06]
voice flute after Bressan (a=392 Hz) by Ernst Meyer, Paris [02] · [03] · [11]
soprano recorder after early Baroque models (a=440 Hz) by Andreas Schwob, Switzerland [02] · [05]
bass recorder by Yamaha [02]
great bass recorder by Herbert Paetzold, Germany [04] · [05]

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