Zehn Werke. Zehn Klangwelten. Eine unverwechselbare Stimme.
Mit „Gefunden“ präsentiert der israelisch-amerikanische Komponist Amos Elkana ein außergewöhnliches Album, das die Vielfalt und Tiefe seines Schaffens in der zeitgenössischen Musik eindrucksvoll widerspiegelt. Die zehn Werke, interpretiert von herausragenden Solistinnen und Solisten, bewegen sich zwischen poetischer Intimität, virtuoser Brillanz und elektroakustischen Klanglandschaften.
Das titelgebende Werk Gefunden (2006) ist eine sehr persönliche Hommage an Elkanas Großmutter, die Goethes gleichnamiges Gedicht in deutscher und hebräischer Sprache rezitiert, eingefangen mit all den Brüchen, Erinnerungen und Zwischentönen ihres Lebens. Von dort spannt das Album einen Bogen zu radikal anderen Klangräumen: Cembalo Fractals und Cadenza entfalten faszinierende Strukturen, inspiriert von fraktaler Geometrie und rhythmischer Virtuosität, während Labyrinth die Grenzen des Pianistischen in einer einzigen Minute auslotet.
Mit Zanshin für vier Kontrabässe und Mushin für Flöte und Elektronik taucht Elkana tief in fernöstliche Konzepte von Achtsamkeit und Bewusstsein ein und verwebt meditative Stille mit intensiver Energie. Politisch pointiert wird es in Judgment Day, einer kraftvollen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Spannungen. Opus Focus und Prita verbinden Instrument und Elektronik zu komplexen Texturen, und das Duett Mostly Cloudy reflektiert die Ereignisse des 7. Oktober 2023 in einem berührenden Zwiegespräch zweier Violinen.
Amos Elkana, geboren 1967 in Boston und aufgewachsen in Jerusalem, zählt zu den prägenden Stimmen der aktuellen Neuen Musik. Seine Werke, aufgeführt u.a. in der Carnegie Hall, im Konzerthaus Berlin und im Tel Aviv Museum of Art, verbinden Klang, Sprache und Erinnerung zu einem offenen, kosmopolitischen Dialog.
„Gefunden“ ist mehr als eine Sammlung von Stücken. Es ist eine Einladung, in zehn sehr unterschiedliche, doch innerlich verbundene Klanguniversen einzutauchen.
Programm
Amos Elkana (*1967)
Gefunden
Gefunden für Elektronik und Stimme (2006)
Miriam Keren, Stimme
Amos Elkana, Elektronik
Cembalo Fractals für Cembalo (2017)
Hagai Yodan, Cembalo
Labyrinth für Klavier (2019)
Hagai Yodan, Klavier
Zanshin für vier Kontrabässe (2020)
Eran Borovich, Kontrabass
Judgment Day für Fagott (2020)
Nadav Cohen, Fagott
Opus Focus für Schlagzeug und Elektronik (2018)
Oded Geizhals, Schlagzeug
Amos Elkana, Elektronik
Mostly Cloudy für zwei Violinen (2023)
Talia Herzlich & Michael Pavia, Violine
Mushin für Flöte und Elektronik (2020)
Hagar Shaha, Flöte
Amos Elkana, Elektronik
Prita für E-Gitarre und Elektronik (2018)
Nadav Lev, E-Gitarre
Amos Elkana, Elektronik
Cadenza für Klavier (2018)
Amit Dolberg, Klavier
Gesamtzeit: 59:25
Ersteinspielungen
Biografien
Amos Elkana ist Komponist, Gitarrist und Elektronikmusiker. Sein Werk bewegt sich auf dem spannungsgeladenen Terrain zwischen Klang, Sprache und Erinnerung. Elkana wurde 1967 in Boston geboren und wuchs in Jerusalem auf. Er studierte Jazzgitarre am Berklee College of Music, Komposition am New England Conservatory sowie elektronische Musik am Bard College, wo er seinen Master of Fine Arts (MFA) erwarb. Prägend für seine künstlerische Stimme war der Austausch mit Persönlichkeiten wie György Kurtág, Peter Eötvös, George Lewis, Helmut Lachenmann, Josef Tal und Pauline Oliveros.
Obwohl er die amerikanische, deutsche und israelische Staatsbürgerschaft besitzt, identifiziert sich Elkana mit keiner einzelnen Nation. Inspiriert vom kosmopolitischen Ethos des Philosophen Kwame Anthony Appiah betrachtet er Identität als einen Prozess des Dialogs, der in Offenheit, Komplexität und einer gemeinsamen ethischen Vorstellung verwurzelt ist. Diese Sichtweise befeuert sein kreatives Schaffen: mehrsprachige Texte, interkulturelle Kooperationen und Kompositionen, die über Grenzen hinweg Resonanz suchen. Für Elkana ist Musik ein Ort der Begegnung, an dem Geschichten aufeinandertreffen, Spannungen offengelegt werden und Verständnis entsteht.
Seine Kompositionen – das Spektrum reicht von Orchester-, Kammer- und Vokalmusik bis hin zu elektroakustischen Werken – wurden vom Berliner Sinfonieorchester, dem Israel Symphony Orchestra, den Warschauer Philharmonikern und dem Meitar Ensemble aufgeführt, u.a. in der Carnegie Hall, im Konzerthaus Berlin und im Tel Aviv Museum of Art.
Elkana erhielt Kompsitionsaufträge von der Ernst von Siemens Musikstiftung, den Berliner Festspielen, dem Israel Council for the Arts und der Rabinovich Foundation. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen das Klarinettenkonzert Tru’a, eingespielt vom Grammy-Gewinner Richard Stoltzman, Arabic Lessons, ein mehrsprachiger Liederzyklus, der mit dem ACUM-»Golden Feather«-Preis ausgezeichnet wurde, und der in München uraufgeführte Oper The Journey Home.
Zu seinen weiteren Auszeichnungen zählen der Preis des israelischen Premierministers für Komposition und der Rozenblum-Preis für herausragende Künstler und Schöpfer. Im Laufe seiner Karriere hat sich Elkana immer wieder mit Fragen der Identität, Geschichte und Koexistenz auseinandergesetzt und sieht Musik nicht nur als Ausdrucksmittel, sondern auch als Raum für Reflexion, Herausforderung und Verbindung.
Infos
Katalognummer: NEOS 12528
EAN: 4260063125287