Der 24. Februar 2022 ist der Sündenfall. Russland greift die Ukraine an, um sie zu zerstören. Keine Großmacht hat das seit 1939 gewagt. Die Weltordnung, der Frieden, die Sicherheit, die Demokratie, das Recht werden herausgefordert und in Frage gestellt. Seither geht es um das Ganze. Zwei weitere Ereignisse kamen dazu. Am 16. September 2022 wird Zhina Masha Amini in Teheran von der Polizei getötet; die Bewegung Jin, Jiyan, Azadi (Frau, Leben, Freiheit) bricht aus, um den Iran zu befreien. Am 7. Oktober 2023 wird der jüdische Staat Isreal angegriffen, das größte Pogrom gegen Juden seit dem Holocaust; seither erschüttert ein ungeahnter Antisemitismus die westliche Welt.
In dieser Situation kann ich als Komponist nicht schweigen und beginne »politische Werke« zu komponieren. Zwei davon erscheinen auf dieser CD (Ukraine-Triptychon, Iran-Lamento); die beiden anderen gehören zum void-Zyklus, der den Zivilisationsbruch der Shoah thematisiert.
Der 24. Februar 2022 ist eine Zäsur auch in meinem Leben. Ich erkenne den fundamentalen Riss in der Geschichte und die geopolitische Dimension. Es geht nicht nur um diesen Krieg, sondern auch um die Verteidigung des Westens, der Demokratie und aller Werte, die uns heilig sind. Wir Künstler, wir Musiker, ja wir Deutschen haben eine besondere Verantwortung, wir müssen bekennen, uns solidarisieren, mit unseren Ausdrucksmitteln etwas »sagen«. Ich kann als Komponist nur mit meiner Musik antworten. Daher war es mir eine große Ehre, aber auch eine Pflicht, ein Werk zu schreiben, das dem freien Volk der Ukraine gewidmet ist.
Claus-Steffen Mahnkopf