Eine Wanderung durch anspruchsvolles Gelände; Klänge, die an Lichttöne, Gerüche und Geschmäcker erinnern; alchimistische Elemente in verschiedenen Aggregatzuständen; fragmentierte sprachliche Äußerungen und ihre musikalische Resonanz oder auch einmal eine (scheinbar) abstrakte Zahl – die Kammermusikwerke auf dieser CD durchmessen ein weites Feld an Anspielungen und Assoziationen, wie sie für das Schaffen von Johannes Maria Staud typisch sind. Dabei beschränkt sich der 1974 in Innsbruck geborene Komponist, der heute als Professor an der Universität Mozarteum Salzburg lehrt, keineswegs auf vielfältige Anregungen aus allen möglichen Bereichen der Literatur. Bildende Kunst und Geometrie gehören ebenso zu seinen Inspirationsquellen wie filmische Arbeiten oder Theorien aus unterschiedlichen Wissenschaftszweigen, etwa aus der Semiologie (Zeichenlehre), Botanik oder Mathematik. Überhaupt spielen in seinen Stücken Zahlenverhältnisse oft auf unterschiedlichen Ebenen eine mehr oder weniger verborgene Rolle, die allerdings nicht bewusst nachvollzogen werden muss, um ihre Wirkung zu entfalten.
Die hier zusammengestellten Werke aus über 20 Jahren lassen eine kontinuierliche Entwicklung nachvollziehen, aber auch einen ausgeprägten Stil – ebenso wie eine verblüffende Ausgereiftheit schon der frühesten Kompositionen. Stauds Partituren sind voll genauester Spielanweisungen, die zuweilen auch theatrale Elemente beinhalten und mit detailreichen, oft sehr sprechenden (und unkonventionellen) Vortragsbezeichnungen. Virtuos verfügt Staud von Anfang an über ein breites Spektrum an klanglichen Mitteln, wobei er trotz feinster Schattierungen auch mit wirkungsvollen Effekten umzugehen weiß. Die große Geste wird manchmal bewusst gesucht, doch immer durch subtile Mittel wieder aufgefangen.