Infotext:
Er ist ein Ingenieur, ein Konstrukteur von fragilen Gebilden. Seine „Klang-Aktionen“ leisten soziale Arbeit: Berufsmusiker und Laien wirken zusammen, spielen auf selbst gebauten und auf traditionellen Instrumenten. Behinderte können mit nicht-behinderten Menschen kommunizieren. Grafische, gestische und akustische Ausdrucksformen greifen ineinander. Skepsis und Spielfreude, und eine faszinierende Transparenz im Denken kennzeichnen das Schaffen von Josef Anton Riedl. Gerne fordert er uns auf, die eigene Wahrnehmung zu überprüfen: „Vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so?“
In dieser Edition zu seinem (mutmaßlichen) 80. Geburtstag sind langjährige Weggefährten zu hören: Stefan Blum, Michael Hirsch, Michael Lentz, Carin Levine, Jan Philip Schulze und viele andere. Die Aufnahmen entstanden 1979–2009 in München.
Programm:
Josef Anton Riedl (*1927/29?) [01] bschat, terschied (2006/2007) 04:50 [02] Glas-Spiele, Version 2 (1974–1977) 13:13 [03] Vielleicht – Duo (1963/68/70/2008) 03:34 Ausfluss, Spur, Niederschlag, Nachhall (2001–2003) 13:02 [07] Stück für Gitarre, Crotales, Handtrommeln 06:10 Invention in 5 Raten (extended version 2004) 07:10 [13] euzeuläsäkut (2006/2007) 04:37 [14] Lautgedichtfolge h) (2006–2007) 08:21 [15] Glas-Spiele, Version 1 (1974–1977) 14:13 total time 75:38 |
Pressestimmen:
Sirenengesänge, Schattenklänge, Gurgelmusik Eine Auswahl von Werken Josef Anton Riedls aus den Jahren 1960 bis 2007 bietet einen repräsentativen Querschnitt durch das originelle Schaffen des achtzigjährigen Komponisten. Glasgeräusche, Gurgelmusik und Lautgedichte wechseln sich ab mit durch Klopfen und Stampfen angereicherten Instrumentalstücken. Eine bizarre Rhythmik, der Klang des reinen Materials und die Absage an jegliche musiksprachliche Tradition prägen das Erscheinungsbild dieser Musik, die dem Gesetz der Verweigerung bis heute unverdrossen treu geblieben ist. (Neos 10925) Max Nyffeler
Klang-Aktionen Der Münchner Josef Anton Riedl ist einer der Komponisten, die ihre Musik ins Szenische erweiterten. Dieter Schnebel sagte zu dieser Art Musik einmal, dass es sich dabei um Musik handle ‚bei der das Szenische einen eigenen Wert bekommt, und wo der Gestus und die Gänge von Musikern eine besondere Rolle spielen‘. Der optische Teil einer Aufführung von Musik wird bewusst mitkomponiert, der Begriff ‚visible music‘ wird bisweilen für diese Art von Musik verwendet. Ein Beispiel sind die optischen Lautgedichte Josef Anton Riedls, abstrakte Zeichnungen. Die Interpreten müssen beispielsweise in ‚Zeichnen-Klatschen/Zeichnen-Zeichnen‘ diese Lautgedichte für das Publikum sichtbar mit Kreide auf Tafeln übertragen. Das Zeichengeräusch wird verstärkt und über Lautsprecher wiedergegeben. Zwei dieser Lautgedichte sind auf dem Cover der vorliegenden CD abgebildet, gleichwohl hat es den Anschein – der Booklettext ist zwar wort- aber wenig hilfreich – dass keines dieser Lautgedichte vorliegend eingespielt wurde. Leider verrät das Booklet wenig über die optischen Teile der eingespielten Kompositionen Riedls, einzige Ausnahme ist hier das in zwei Versionen eingespielte ‚Glas-Spiele‘, eine Komposition aus den siebziger Jahren. Darin werden, nach dem Booklet ‚gleißend-transparente Parcours begangen und bespielt‘. Die übrigen der Kompositionen wurden erst nach der Jahrtausendwende fertiggestellt, darunter sind einige, die Lautgedichte zur Grundlage haben. Aber auch diese Lautgedichte haben einen optischen Teil, zumindest den, einen sprechenden Musiker sehen zu können. Für den lebendigen Moment Da nun auf der vorliegenden CD entscheidende Teile der Komposition fehlen, entziehen sich die eingespielten Werke der Beurteilung. Gesagt werden kann allenfalls, dass sie unvollständig klingen, dass die Töne scheinbar ohne Bezugssystem produziert werden, was dazu führt, dass jeder Ton genauso bedeutungslos ist wie der vorangehende. Der Hörer hört in ein großes Nichts hinein. Man kann sich vorstellen, dass diese Kompositionen live einen ganz anderen Eindruck vermitteln, dass sie als Performance oder Installation möglicherweise durchaus sehens- und damit auch hörenswert sind. Aber ohne den optischen Teil sind sie so unvollständig wie eine salzlose Suppe. Eine DVD wäre vielleicht eine bessere Lösung gewesen, obgleich Riedls Kompositionen anscheinend am besten für den lebendigen Moment geeignet sind. Patrick Beck Interpretation: |