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VERBINDUNGEN – SYNÁPSIES
»Ganzes und Nichtganzes, Vereinigtes und Geschiedenes, Einstimmiges und Uneinstimmiges – und aus Allem Eins und aus Einem Alles.«
Dieses Epigramm des Heraklit begleitet und inspiriert mich schon seit vielen Jahren. Für mich ist es in seiner unvergleichlichen Knappheit und Konzentration auch ein wunderbarer Ausdruck meines inneren Ziels, in meiner Musik die Tradition mit meinem eigenen heutigen Leben zu verbinden. Der Wunsch also, in meinen Kompositionen die unterschiedlichen Klänge und Klangfarben verschiedenster Instrumente aus unterschiedlichen Epochen und Kulturen zusammenfließen zu lassen – und so ein neues Ganzes zu schaffen.
Das ist im Kern auch meine klangliche Vision für die Stücke dieser Aufnahme gewesen. Die Gegensätze der unterschiedlichen Musikauffassungen, Spieltechniken und Klangfarben regten mich dazu an, bestimmte Stimmungen zu erzeugen, die ihre Wurzeln in Ost und West haben. So konnte ich im wahrsten Sinne des Wortes Grenzen überschreiten: Das klassische Streichquartett trifft auf die traditionellen osmanischen Instrumente Ney und Saz, die man schon vor 5000 Jahren spielte.
Die Tarhu, das auf historischen Vorlagen beruhende und in Australien von Peter Biffin vor wenigen Jahren neu entwickelte und gebaute Instrument, klingt mit dem Klavier zusammen, das auch improvisatorisch gespielt wird. Diese wohl noch nie ausgeloteten Klang- und Zeitmischungen werden noch erweitert durch die menschliche Stimme: Der byzantinische Gesangsstil des Psalmisten ist in seinen Ursprüngen mindestens 1000 Jahre alt, trotzdem wird er auch heute noch in der orthodoxen Kirche gepflegt und ist so im täglichen Leben der Menschen gegenwärtig.
Die Harmonie in diesen einander scheinbar fremden Klängen zu suchen, deren Elemente und Quellen in ihrer Eigenständigkeit aber auch weiterhin separat hörbar sein zu lassen, ist für mich eine spezielle Herausforderung des Komponierens.
Konstantia Gourzi
Programm:
Ieratiki Poíisi (Poems by Monks) op. 34 (2007, rev. 2009) 15:19
for string quartet, Byzantine psalmist, ney and piano
[01] I. Till the very end Text by Metropolite Pergis Evangelos Galanis 06:05
[02] II. Evening in the Hermitage Text by Hieromonk Symeon 03:54
[03] III. Midday in Salonica Text by Hieromonk Symeon 05:20
[04] Flammenarie op. 44 (2009) 14:33
Trio for Byzantine psalmist, tarhu and piano
[05] Süd-Wind – eine Erzählung 1 op. 43 (2009) 02:03
for ney solo
[06] Sappho-Lied – Homage à Kurtág op. 12 (1995, rev. 2009) 03:29
Duo for Byzantine psalmist and piano
Text by Sappho
[07] Süd-Wind – eine Erzählung 2 op. 43 (2009) 01:25
for ney solo
[08] Verbindungen op. 32 (2007, rev. 2009) 07:46
Trio for Byzantine psalmist, tarhu and piano
Text by Heraklitus
Kastalía op. 35 (2008, rev. 2009) 17:17
for string quartet and saz
[09] I. Versenkung 03:14
[10] II. Ankunft 02:44
[11] III. Einatmen 01:46
[12] IV. Die Sprüche 05:31
[13] V. Ausatmen 01:22
[14] VI. Abschied 02:40
total time: 62:25
Apollon Musagète Quartett [01–03 | 09–14]
Pawel Zalejski, violin
Bartosz Zachlod, violin
Piotr Szumiel, viola
Piotr Skweres, violoncello
Vassilis Agrokostas, psalmist [01–03 | 04 | 06 | 08]
Michalis Cholevas, tarhu, saz, ney [01–03 | 04 | 05 | 07 | 08 | 09–14]
Christian Elsässer, piano [01–03 | 04]
Konstantia Gourzi, piano [06 | 08]
Konstantia Gourzi, conductor [01–03 | 09–14]
World Premiere Recordings
Pressestimmen:
04/2011
06/2010
03.11.2010