Die Faszination der heute fast gänzlich in den Hintergrund des musikalischen Interesses geratenen Instrumentenkombination Kunstharmonium und Klavier mit ihren vielfältigen Farb-, Klang-, und spieltechnischen Möglichkeiten wurde vermutlich seit 100 Jahren kompositorisch nicht mehr ernsthaft weiterverfolgt – obwohl dem Kunstharmonium damals als Konzertinstrument vielfach eine wichtige Rolle in der Musik des 20. Jahrhunderts vorhergesagt worden war – die dann später allerdings von elektronischen Instrumenten wie der Hammondorgel oder dem Synthesizer übernommen wurde. Nach den Aufführungen der wichtigsten Werke dieser vergangenen und damals vorwiegend im bürgerlichen Salon lebendigen Epoche, repräsentiert von Komponist:innen wie etwa Sigfrid Karg-Elert, César Franck, Alexandre Guilmant, Camille Saint-Saëns, Charles-Marie Widor, Marie Prestat oder Laetitia Sari, war ich mehr als neugierig darauf zu erfahren, wie sich lebende Komponist:innen mit meiner uralten Idee, »Neue Musik für Kunstharmonium und Klavier« zu schreiben, auseinandersetzen würden. Das Ergebnis dieses künstlerischen Abenteuers, quasi das Betreten einer Terra incognita, wie Alois Bröder es so treffend formuliert, das sich inzwischen annähernd über ein Jahrzehnt spannt, konnten wir mit einer ersten Aufnahmesession im Corona-Winter 2020 beginnen und Anfang Mai 2024 abschließen. Äußerst dankbar bin ich ihnen allen komponierend Beteiligten – und natürlich Friedhelm für seine Cover Art – wie auch meinem Freund und Duopartner Jan, der nicht müde wurde, ihnen die Welt der unglaublich vielfältigen und sensiblen Möglichkeiten seines faszinierenden Instruments näherzubringen. Ebenso gilt mein Dank dem Freund und Komponist Reinhold Finkbeiner (1929–2010), durch dessen Einfluss und Musik ich sehr früh hörend und mit wachsendem Vergnügen mit neuester Musik in Berührung gekommen bin. Ohne ihn wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen!
Ernst Breidenbach