Eine Begegnung zweier herausragender Musikerinnen, die in ihrem gemeinsamen Debüt die Grenzen zwischen Tradition und Moderne ausloten.
Die Cellistin Valerie Fritz, ECHO Rising Star 2025/26, und die von der Presse gefeierte Pianistin Nina Gurol, bekannt für ihre leidenschaftliche Hinwendung zur zeitgenössischen Musik, präsentieren ein vielschichtiges Programm, das Meisterwerke des 20. und 21. Jahrhunderts miteinander in Dialog treten lässt. Im Zentrum steht der Komponis York Höller (*1944), dessen Werke die musikalische Dramaturgie dieser Aufnahme prägen.
Mit Signe ascendant (2024) würdigt Höller den 100. Geburtstag von Pierre Boulez. Das virtuose Klavierstück, geschrieben für und uraufgeführt von Nina Gurol, entwickelt sich aus einer kompositorischen Keimzelle, die den Namen Boulez in Töne übersetzt – ein Werk von kristalliner Klarheit und energetischer Dichte.
Die Mouvements (2010) für Violoncello und Klavier entfalten hingegen ein imaginäres, abstraktes Ballett: vier Sätze voller rhythmischer Vertracktheiten, tänzerischer Gesten und expressiver Klangfarben. Höllers 3. Klaviersonate (2010/11) verbindet virtuose Brillanz mit struktureller Raffinesse und demonstriert die pianistische Spannkraft Nina Gurols.
Neben Höller erklingen zwei Sonaten, die das Repertoire um impressionistische und expressiv-romantische Facetten erweitern: Claude Debussys Sonate für Violoncello und Klavier in d-Moll (1915), ein Manifest französischer Klangpoesie, und Rebecca Clarkes kraftvolle, farbenreiche Sonate für Viola (oder Violoncello) und Klavier (1919), ein Meilenstein weiblicher Kompositionskunst.
Mit dem Album „Pas de deux“ gestalten Valerie Fritz und Nina Gurol eine musikalische Choreografie aus Bewegungen, Kontrasten und Dialogen – eine Aufnahme, die intime Klanggespräche eröffnet und Brücken zwischen Epochen, Stilen und Klangwelten schlägt.
Programm
York Höller (*1944)
Signe ascendant für Klavier Solo (2024) *
Claude Debussy (1862–1918)
Sonate für Violoncello und Klavier in d-Moll (1915)
York Höller (*1944)
Mouvements für Violoncello und Klavier (2010) *
Klaviersonate Nr. 3 (2010/2011)
Rebecca Clarke (1886–1979)
Sonate für Viola (oder Violoncello) und Klavier (1919)
Gesamtzeit: 74:02
Valerie Fritz, Violoncello
Nina Gurol, Klavier
* Ersteinspielungen
Biografien
York Höller wurde am 11. Januar 1944 in Leverkusen geboren. Er studierte 1963–70 in Köln an der Musikhochschule Komposition (bei Bernd Alois Zimmermann und Herbert Eimert), Klavier (bei Alfons Kontarsky) und Orchesterleitung, daneben Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität zu Köln. Auf Einladung von Pierre Boulez hat Höller ab Mitte der siebziger Jahre im renommierten Institut für neue und elektronische Musik, im Pariser IRCAM, einige seiner Werke realisiert. Paris wurde ihm, dem »Grenzgänger« zwischen Deutschland und Frankreich, zur zweiten Heimat. Von 1990 bis 1999 übernahm er die künstlerische Leitung des neu eingerichteten WDR-Studios für Elektronische Musik. 1993 wurde er zum Professor für Komposition an die Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin berufen, 1995 wechselte er in gleicher Funktion, als Nachfolger Hans Werner Henzes, an die Kölner Musikhochschule. Unter den Komponisten seiner Generation in Europa ist Höller einer der eigenständigsten und eigenwilligsten. Früh setzte er sich kritisch mit der seriellen Musik, mit aleatorischen und stochastischen Kompositionsmodellen auseinander, nahm Anregungen philosophischer und naturwissenschaftlicher Denkansätze, aus der Informations- und Gestalttheorie auf und entwickelte daraus sein Konzept der »Gestalt-Komposition«, die auch der indischen Raga- und arabischen Maqam-Technik, vor allem aber der mittelalterlichen Isorhythmie wichtige Inspirationsmomente verdankt.
www.yorkhoeller.de
Die Cellistin Valerie Fritz ist regelmäßig auf Festivals wie dem Musikfest Berlin, den Salzburger Festspielen, den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, den Klangspuren Schwaz oder bei der musica viva des Bayerischen Rundfunks zu Gast. Sowohl solistisch als auch in kammermusikalischen Formationen pflegt sie einen direkten, sensiblen Dialog mit dem Publikum und sucht die enge Zusammenarbeit mit Komponist:innen. Aus prägenden künstlerischen Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Georg Friedrich Haas und Jennifer Walshe gingen neue Werke hervor, die ihr gewissermaßen auf den Leib geschrieben sind und performative Elemente wie Singen, Flüstern oder Sprechen einbeziehen. Valerie Fritz überzeugt durch ihr vielseitiges Profil und ihre innovative Programmgestaltung, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie erhielt unter anderem den Berlin Prize for Young Artists und wurde als ECHO Rising Star der Saison 2025 / 26 nominiert – eine Auszeichnung, durch die sie in den führenden Konzertsälen Europas präsent ist. Ihr Debüt mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gilt als besonderer Höhepunkt ihrer künstlerischen Laufbahn. Geboren in Tirol, wuchs Valerie Fritz in einer Familie mit tief verwurzelter Musiktradition auf. Diese lebendige musikalische Umgebung prägte sie von frühester Kindheit an und legte den Grundstein für ihre künstlerische Entwicklung. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie an der Universität Mozarteum Salzburg bei Clemens Hagen und Giovanni Gnocchi. Valerie Fritz spielt auf einem Instrument von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1744, das ihr privat zur Verfügung gestellt wird.
www.valeriefritz.at
Die Presse schwärmt von ihrem »geradezu hinreißend weichen, fast schmelzenden Anschlag – ganz in der großen Tradition eines Claudio Arrau« (WZ). Bereits früh entwickelte die Pianistin Nina Gurol eine besondere Affinität zur zeitgenössischen Musik. »Mich reizt Komplexität, das Durchdringen von Vielschichtigkeit, und ich möchte mich dorthin wagen, wo es zunächst undurchsichtig scheint, vielleicht auch irritiert«, beschreibt sie ihren künstlerischen Ansatz. Ausgebildet durch Prof. Gesa Lücker an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und geprägt durch ihre intensive Zusammenarbeit mit Tamara Stefanovich, Pierre-Laurent Aimard und Maria João Pires verbindet sie in ihrem Spiel intellektuelle Schärfe mit pianistischer Feinfühligkeit.
In langjähriger Zusammenarbeit mit dem Komponisten York Höller brachte sie zahlreiche Werke zur Uraufführung und kuratiert ihre Programme seither in einem durchdachten Zusammenspiel von klassischem bis zeitgenössischem Repertoire. Solistische und kammermusikalische Engagements führten Nina Gurol in renommierte Konzerthäuser wie die Kölner Philharmonie, die Elbphilharmonie in Hamburg, das Mariinsky Theater in St. Petersburg oder das Chongqing Guotai Arts Center, sowie zu Festivals wie dem Beethovenfest Bonn, dem Klavier-Festival Ruhr oder dem Festival ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln. Sie gewann 2022 den »Hugo«, einen internationalen Wettbewerb für innovative Konzertformate, und war Finalistin des Berlin Prize for Young Artists. Live-Mitschnitte ihrer Konzerte wurden unter anderem durch den WDR, den Bayerischen Rundfunk und Deutschlandfunk veröffentlicht.
www.ninagurol.com
Infos
Katalognummer: NEOS 12526
EAN: 4260063125263