Charles Wuorinen

Komponist

Biographie:

Charles Wuorinen, am 9. Juni 1938 in eine hoch gebildete, kulturell engagierte, finnischstämmige New Yorker Familie geboren, begann als Fünfjähriger mit dem Komponieren und gewann 1954 als Sechzehnjähriger den New York Philharmonic’s Young Composer Award. Er genoss eine vielseitige Ausbildung als Musiker an Klavier und Orgel, in Dirigieren und Chorgesang. Edgard Varèse und Jacques Barzun zählten zu seinen maßgeblichen Förderern. Wuorinen hat gewissermaßen Ideen von Igor Strawinsky und Arnold Schönberg fusioniert, hat nach eigenem Bekenntnis von Varèse den Willen zur ständigen Erweiterung der Ressourcen und der Überwindung aller konventionellen Hindernisse übernommen, sich von Elliott Carter vor allem formale Ideen, von Stefan Wolpe einige sehr spezifische Eigenheiten und von Milton Babbitt dessen Ideen über Harmonik angeeignet. In Babbitt bewundert er den »enorm bedeutenden musikalischen Denker und großen Komponisten« (»an enormously important musical thinker and a great composer«), der nachhaltigen Einfluss auf ihn hatte, als er jung war – insbesondere bezüglich der Zwölftontheorie.

1962 gründete er zusammen mit Harvey Sollberger und Nicolas Roussakis die wegweisende »Group for Contemporary Music«. Er wirkte forthin intensiv als Komponist, Pianist, Dirigent und Kompositionsprofessor an verschiedenen Universitäten, und sein Lehrbuch Simple Composition von 1979 wird heute von Studenten in aller Welt benutzt. 1970 gewann Wuorinen für seine elektronische Komposition Time’s Encomium als bis dahin jüngster Komponist den Pulitzer-Preis, wobei zu erwähnen ist, dass die elektronische Musik eigentlich eine Nebenrolle in seinem Schaffen spielt. In den 1970er-Jahren fand er zusätzliche Inspiration in den bahnbrechenden Erkenntnissen des französischen Chaosforschers Benoît Mandelbrot, mit dem er sich befreundete. Er ist nach wie vor fasziniert vom unerschöpflichen Reichtum der Selbstähnlichkeits-Strukturen in der Natur und deren schöpferischer Analogie im künstlerischen Schaffen. Nachdem sich Strawinsky in seiner dodekaphonen Stilphase manchen Rat von ihm geholt hatte, erhielt Wuorinen 1975 von Strawinskys Witwe die Erlaubnis, die letzten Skizzen des Meisters zu verarbeiten, was 1975 in A Reliquary for Igor Strawinsky geschah. Als Bühnenkomponist arbeitete er mit Schriftstellern wie Salman Rushdie oder Annie Proulx zusammen. Zu den besonders engagierten musikalischen Wegbereitern seiner Musik zählen u. a. die Pianisten Peter Serkin, Garrick Ohlsson und Ursula Oppens, der Geiger Paul Zukofsky, der Cellist Fred Sherry, das Brentano String Quartet sowie die Dirigenten Michael Tilson Thomas, James Levine, Herbert Blomstedt und Oliver Knussen.

Wuorinen ist eigentlich kein serieller Komponist, denn das Hauptcharakteristikum des sogenannten Serialismus besteht ja darin, dass die regulierenden Kriterien auch auf die anderen Parameter als Melodie und Harmonie angewandt werden, also auf den Rhythmus und die nicht strukturierbaren Parameter wie Dynamik, Tempo und Klangfarbe. Vielmehr ist Wuorinen durch und durch ein klassischer Zwölftonkomponist, und darin eine Art »Maximalist« – er hat die Sprache mit den Tonreihen so stark verinnerlicht, dass sie ihm geradezu in Fleisch und Blut übergegangen ist. Innerhalb dessen ist er sich bewusst, wie das Verhältnis zwischen Disziplin und Freiheit ist, und die Irregularitäten sind Ausdruck des spontanen Elements des Schaffensprozesses.

Alben:

Chamber Music for Violin, Piano and Harpsichord:

Schreiben Sie einen Kommentar

Warenkorb