Amoroso pensamiento · Liebevoller Gedanke
Spanische Musik des Goldenen Zeitalters (17. Jahrhundert)
Unter dem Titel Amoroso pensamiento (ein Text von Miguel de Cervantes, einem der weltweit größten Schriftsteller) präsentieren wir eine ganz besondere Auswahl von Werken großer Musikerpersönlichkeiten und Texten von Schriftstellern, die zum Glanz des spanischen Barocks beigetragen haben. Das Siglo de Oro wird als das »Goldene Zeitalter« Spaniens bezeichnet, da in der Zeit von 1492 bis 1681 Philosophie, Kunst, Musik und Literatur ihre Blütezeit erlebten.
Von den bedeutendsten Komponisten dieser Epoche haben wir Juan Hidalgo (1614–1685), Juan Arañés (1580–1649) und José Marín (1618–1699) ausgewählt. Die meisten dieser gesungenen Werke gehören zu den »Zarzuelas« (das spanische Homonym der Barockoper). Zarzuelas waren im Spanien des 17. Jahrhunderts von großer Bedeutung: Es fanden sich berühmte Komponisten und Schriftsteller zusammen, um diese Werke zu schaffen. Die Bezeichnung »Zarzuela« (nicht »Oper«, wie in anderen Ländern Europas) ist darauf zurückzuführen, dass die ersten Aufführungen im »Teatro del Palacio de la Zarzuela« in Madrid für den spanischen Hof stattfanden.
Die Texte stammen von bedeutenden Schriftstellern der damaligen Zeit: Jorge de Montemayor (1520–1561), Miguel de Cervantes (1547–1616), Félix Lope de Vega (1562–1635), Luis Vélez de Guevara (1579–1639), Pedro Calderón de la Barca (1600–1681) und Agustín de Salazar y Torres (1636–1675).
Die drei brillantesten Musiker, die für die Barockgitarre komponierten, waren Gaspar Sanz (1640–1710), Francisco Guerau (1649–1722) und Santiago de Murcia (1673–1739), von denen hier 12 beispielhafte Stücke vorgestellt werden.
Juan Hidalgo (1614–1685, Madrid)
Komponist und Höfling. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der spanischen Barockmusik. Er war der Erste, der am Hof von Felipe IV. und Carlos II. Zarzuelas komponierte und Madrid zu einem Status in der Theaterwelt verhalf, der mit Versailles oder Wien konkurrieren konnte.
José Marín (1618–1699, Madrid)
Gitarrist und Sänger. Er führte ein turbulentes Leben, wurde zum Priester geweiht, war in Diebstähle und Morde verwickelt, wurde verurteilt und für zehn Jahre verbannt. Der begabte Komponist schrieb ein wichtiges Kompendium von 51 Tonos Humanos für Gesang und Gitarre.
Juan Arañés (*1580, Barcelona · †1650, La Seu d’Urgell)
Er war Kapellmeister in Rom, wo er zwei Bände mit Tonos Humanos und Villancicos veröffentlichte, die von den Pikaresken der italienischen Villanelle und den spanischen Chaconas inspiriert waren. Nach seiner Rückkehr nach Spanien wurde er Kapellmeister in La Seu d’Urgell, wo er eine große Anzahl religiöser Werke komponierte.
Santiago de Murcia (17.–18. Jahrhundert)
Er ist eine der führenden Persönlichkeiten der spanischen Barockgitarre, doch es gibt nur sehr wenige biographische Informationen über ihn. Seine erste Abhandlung, Sobre cómo tocar la guitarra [Über das Gitarrenspiel], wurde in Antwerpen gedruckt. Er reiste durch Italien, Frankreich und Mexiko, wo er vermutlich auch starb.
Gaspar Sanz (*1640, Teruel · †1710, Madrid)
Er studierte an der Universität von Salamanca und verbrachte lange Zeit in Rom und Neapel. Er veröffentlichte ein wichtiges Werk mit dem Titel Instrucciones de música sobre la guitarra española [Musikanleitung für die spanische Gitarre], dessen dritter Band ganz den pasacalles para preludiar [Präludium-Passacaglien] gewidmet ist: Es war üblich, diese Stücke zur Einstimmung auf die danach folgenden Gesangsstücke zu spielen. Seine Werke erfreuten sich großer Beliebtheit, da sie die nationalen Wurzeln besonders deutlich machten.
Francisco Guerau (*1649, Palma de Mallorca · †1722, Madrid)
Er war 10 Jahre lang Kantor der »Real Capilla« und wurde dann Mitglied der »Real Cámara«. Er veröffentlichte das Werk Poema Harmónico für Gitarre, welches ihn berühmt machte. Es markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung der Gitarrenmusik und ist aufgrund seiner musikalischen Qualität außergewöhnlich.
Isabel Álvarez
Nach ihrem Gesangs- und Schauspielstudium an der Folkwang Universität der Künste in Essen spezialisierte sich Isabel Álvarez auf die Welt der barocken, klassischen und zeitgenössischen Oper, mit Titeln wie Acis und Galatea von Antonio de Literes; Lo frate ’nnamurato, La Serva Padrona und Flaminio von Giovanni Battista Pergolesi; Il Trionfo del’onore von Alessandro Scarlatti (Doralice); Die Zauberflöte von W. A. Mozart (Pamina); Orfeo ed Euridice von Johann Joseph Fux (Euridice); Ulisse in Campania (Anonymus, 18. Jahrh.); La Púrpura de la Rosa von Tómas de Torrejón y Velasco (Venus & Amor); Iziar von M. de Oñate; Zapatos de Mujer von Ángel Illarramendi (Uraufführung); L’impresario delle Canarie von Giovanni Battista Martini (spanische Erstaufführung); La Didone von Francesco Cavalli, usw.
Isabel Álvarez trat in zahlreichen Theatern auf: u. a. Teatro del Baraccano (Bologna), Teatro Vittorio Emmanuele (Messina), Teatro Arriaga (Bilbao), in der Oper von Bordeaux, im Teatro Malibran (Venedig), Teatro Stabile (Turin) und im Teatro alla Scala (Mailand). Sie sang Oratorien, Barockmusik und in Liederabenden bei internationalen Festivals (u. a. in Granada, auf den Kanarischen Inseln, in Guanajuato, Budapest, Antwerpen, Lüttich, San Sebastián, Paris, Santander und Utrecht) sowie in berühmten Sälen und Auditorien: z. B. Auditorio Nacional de Música (Madrid), Auditorio de Zaragoza, Auditorio Alfredo Kraus (Las Palmas de Gran Canaria), Concertgebouw (Amsterdam), Châtelet de Paris, Wiener Konzerthaus, Auditori de Barcelona, Schloss Eggenberg (Graz), Steinway Hall und Metropolitan Museum (New York), Puschkin
Museum (Moskau) oder Teatro Real in Madrid.
Sie arbeitete mit Dirigenten wie Jordi Savall, Pierre Dervaux, José Rada, José Ramón Encinar, Michel Plasson, Gabriel Garrido, Carmelo A. Bernaola, Juanjo Mena, Fabio Bonizzoni, Emilio Moreno, Eduardo López Banzo und Fabio Biondi und konzertierte mit den renommiertesten
Ensembles für Alte Musik: u. a. Hespèrion XX, La Capella Reial de Catalunya, Al Ayre Español, Axivil, Capilla Peñaflorida, El Concierto Español, Accentus Austria, La Colombina, Sour Cream und La Europa Galante.
Mit ihrem Ensemble MAGIOS produzierte und inszenierte sie originelle Aufführungen wie El Carnaval del Conde (für den Grafen von Peñaflorida) oder Don Juan, ay Ausencia mit Texten von Molière und Musik aus dem Goldenen Zeitalter Spaniens, die beim Bolzano Festival (Bozen, Italien) uraufgeführt wurden.
Isabel Álvarez hat mehr als 30 CDs für die Labels EMI, Astrée, Philips, Fidelio-Holland, Elkar, NB-Records, Glossa und K 617 sowie für RNE, Radio France, ETB und TVE aufgenommen.
Sie ist Professorin für Gesang am Konservatorium von Las Palmas de Gran Canaria.
Carlos Oramas studierte an den Konservatorien von Las Palmas de Gran Canaria, Madrid und Luxemburg sowie an der Universität Mozarteum Salzburg (Österreich), u. a. bei den Professoren Olímpiades García, Joaquín Prats, Demetrio Ballesteros, Eliot Fisk und José Miguel Moreno. Er war Preisträger bei folgenden Wettbewerben: Andrés Segovia (Santiago de Compostela, 1992), Concurso Juventudes Musicales de España (Girona, 1992), Villa de Laredo (Santander, 1992), Premio Extraordinario de Fin de Carrera (Madrid, 1991), Concurso Internacional Martín Codax (Málaga, 1990), Concurso Internacional de Guitarra Alhambra (Alcoy, 1990), Concurso Internacional de Guitarra de Comillas (Santander, 1989) und erhielt den Réplica-Preis für die poetisch-musikalische Show Todo el Cielo von Unahoramenos Producciones
(Kanarische Inseln, 2020).
Als Solist trat er mit dem Symphonieorchester des Luxemburger Konservatoriums und dem Orquesta Filarmónica de Gran Canaria sowie bei verschiedenen Festivals auf: u. a. Festival de Música de Canarias, Festival Rio Loco (Toulouse), Volos International Guitar Festival (Griechenland), WOMEX (Kopenhagen), Festival de Música Antigua de Sajazarra (La Rioja), Festival de Música Antigua de Aranjuez, Festival Antiqua (Bolzano Festival Bozen), Festival de Música Antigua de Daroca, Festival Musica-Musika (Bilbao) und Festival Universo Barroco (Madrid).
Er trat in Uruguay, Chile, Paraguay, Brasilien, Bolivien, Costa Rica, Griechenland, Frankreich, Deutschland, Portugal, Luxemburg, Italien, Österreich, Schweiz, Dänemark und Spanien auf und spielte in bedeutenden Konzertsälen: u. a. Kölner Philharmonie, Tonhalle Zürich, Liederhalle Stuttgart, Victoria Hall (Genf), Großes Festspielhaus (Salzburg), Gulbenkian (Lissabon), Casa da Música (Porto), Tonhalle Düsseldorf, Teatro El Galpón (Montevideo) und Auditorio Alfredo Kraus (Las Palmas de Gran Canaria).
Er machte Einspielungen für die Labels Warner Music, Opera 3 (Madrid), ASV (London), Oasis (Madrid) und Multitrack (Teneriffa) und konzertierte mit Ensembles wie Camerata Iberia, Al Ayre Español, Bozen Baroque Orchestra, Harmonia del Parnàs, Os Músicos do Tejo, Galdós Ensemble, El Afecto Ilustrado, Orquesta Barroca de Tenerife, Ensemble Allettamento, Orquesta Barroca Casa da Música sowie mit den Musikern Paolo Pandolfo, Claudio Astronio, Eduardo López Banzo, Emma Kirby, Carlos Mena, Iván Martín, Isabel Álvarez, Jacques Ogg, Juan Carlos de Mulder und Adrián Linare.
Derzeit unterrichtet Carlos Oramas Renaissance- und Barock-Zupfinstrumente am Conservatorio Superior de Música de Canarias.