Alois Hába

Komponist

Biographie:

»Hába ist unser mutigster Experimentator im Reich des Klanges. Dieser Mut hat deswegen eine große
 Bedeutung, weil er nicht nur durch rationelle Spekulation, sondern durch kreative Leidenschaft getrieben 
wurde, die zum Merkmal Hábas Persönlichkeit gehört.«Diese Worte des tschechischen Musikwissenschaftlers
Vladimír Helfert charakterisieren treffend die künstlerische Erscheinung von Alois Hába. Geboren am 12. Juni 1893 in Vizovice (Tschechien / Ostmähren), machte er 1908–1912 eine Lehrerausbildung an der Lehrerbildungsanstalt in Kroměříž (Kremsier) und wirkte kurze Zeit an der Volksschule in Bílovice bei Uherské Hradiště. Komposition studierte er 1914–1915 bei Vítězslav Novák in der Meisterklasse des Prager
 Konservatoriums und später (1918–1923) bei Franz Schreker an der Musikakademie in Wien und an der Musikhochschule in Berlin. Dort lernte er auch die künstlerischen Kriterien von Ferruccio Busoni und die
 Zwölftontechnik von Arnold Schönberg kennen. Als einer der Pioniere der mikrotonalen Musik beschäftigte
 er sich schon früh, angeregt durch walachische und mährische Volkslieder, mit den Mikrointervallen (Viertel-, Fünftel- und Sechsteltonsystem).Ab 1923 war er Kompositionslehrer am Prager Konservatorium, wo er eine Abteilung für mikrotonale Musik 
gründete. 1945–1951 war er Leiter einer solchen Abteilung an der Prager Musikakademie. Hába
 wirkte im tschechischen und ausländischen Musikleben als Komponist und Organisator der zeitgenössischen 
Musik. Nach seinen Vorschlägen wurden Musikinstrumente im Viertelton- und Sechsteltonsystem gebaut (Klaviere, Harmonien, Trompeten etc.). Dass Hába vom heutigen Standpunkt aus als isolierte Einzelperson angesehen wird, hat nicht musikalische, sondern politische Gründe. Seine Klasse für Vierteltonmusik am Prager Konservatorium hatte nicht nur das
Musikleben der ČSR geprägt, seine Schüler waren auch international erfolgreich gewesen. Der Nationalsozialismus beendete diese Entwicklung gewaltsam: Hába wurde – in ähnlicher Weise wie Křenek – zum »Juden«, seine Musik als »entartet« erklärt. Viele seiner Schüler wurden verfolgt: Viktor Ullmann, Gideon Klein und Erwin Schulhoff (der erste Interpret am Vierteltonklavier) kamen im KZ um. Karel Reiner und Karel Ančerl konnten Theresienstadt und Auschwitz überleben, Walter Süßkind emigrierte in die USA, Hábas jugoslawische Schüler Vučkovič und Šturm fielen im Partisanenkrieg. Nach 1945 konnte Hába nur kurze 
Zeit an das anknüpfen, was er vor dem Krieg begonnen hatte: Die stalinistische Kulturpolitik lehnte seine Musik als »formalistisch« ab.Alois Hába hat zahlreiche symphonische und kammermusikalische Werke im 1/2-, 1/4-, 1/6-Ton-system im 
thematischen und unthematischen Stil geschaffen, besonders bedeutend ist seine Viertelton-Oper Matka (»Mutter«). Einen wichtigen Teil seines Schaffens bilden seine 16 Streichquartette und ein Streichquartett mit einem
Sprecher, die fast alle (ab Nr. 6) für das Prager Hába Quartett (in den 1960er Jahren aus politischen Gründen in Novák Quartett umbenannt) geschrieben und durch das Ensemble uraufgeführt wurden. Die tiefe Freundschaft zwischen Alois Hába und Dušan Pandula, dem Gründer des »Prager« und später auch des »Frankfurter« Hába Quartetts, ermöglichte auch gemeinsame Einstudierungen der Werke und gegenseitigen
 Gedankenaustausch zwischen dem Komponisten und den Interpreten. Diese authentischen 
interpretatorischen Hinweise wurden von Dušan Pandula der heutigen, jungen Generation des Hába 
Quartetts weitergereicht. Alois Hába starb am 18. November 1973 in Prag.

Alben:

Complete String Quartets:

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